Amselsterben in Süddeutschland

Tropisches Virus gefunden

Hamburg - 24.09.2011, 10:00 Uhr


Wissenschaftler des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin (BNI) in Hamburg haben am 14. September das tropische Usutu-Virus in mehreren Organen einer toten Amsel aus dem hessischen Birkenau nachgewiesen.

Die Amsel wurde im Rahmen des Projekts „Vorkommen von Stechmücken in Deutschland“ von Mitarbeitern der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Stechmückenplage (KABS) aufgefunden und an das BNI weitergeleitet.

Seit etwa zwei Monaten beschäftigt ein rätselhaftes Amselsterben mit Tausenden von toten Tieren die Vogelexperten des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) vor allem in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg. In einigen Gebieten sind die Amseln fast vollständig verschwunden.

Experten vermuteten, dass Usutu-Viren die Ursache sein könnten. Mit einem im vergangenen Jahr entwickelten Schnelltest – basierend auf der RT-PCR-Methode – bestätigten die Hamburger Forscher über Nacht die Vermutungen der Experten aus Süddeutschland. Dass das Massensterben der Vögel durch das Usutu-Virus bedingt ist, bleibt jedoch noch zu beweisen.

Bereits 2010 fanden Forscher das ursprünglich aus Afrika stammende Virus erstmals in deutschen Stechmücken. Der neue Befund ist zwar alarmierend, da Usutu-Viren auch den Menschen infizieren können, jedoch sind in Deutschland bisher keine Infektionen von Menschen bekannt geworden. Im Herbst 2009 wurde erstmals Usutu-Fieber bei Patienten in Italien diagnostiziert. Schwere Verläufe wurden bei immungeschwächten und älteren Menschen beobachtet. Die Infektion geht mit Fieber, Kopfschmerzen und Hautausschlägen einher und kann im schlimmsten Fall eine Gehirnentzündung (Enzephalitis) auslösen. Nach dem neuen Befund informierte die KABS umgehend das Gesundheitsministerium in Baden-Württemberg.

Literatur: Jöst, H., et al.: Am. J. Trop. Med. Hyg. 2011;85(3):551-3.


Dr. Bettina Hellwig


Das könnte Sie auch interessieren

Kein ungeschützter Sex nach Rückkehr aus Risikogebieten

Zika-Viren überleben Monate im Sperma

Erste Fälle in Deutschland

Was wir über das Oropouche-Virus wissen

Das West-Nil-Virus tritt auch in Deutschland auf

Nicht nur am Nil unterwegs

Warum 2019 zu einem „Hanta-Jahr“ werden kann

Hanta-Viren auf dem Vormarsch