Ernährung

Phytoöstrogene schützen vor Brustkrebs

Heidelberg - 04.10.2011, 10:00 Uhr


Wissenschaftler im Deutschen Krebsforschungszentrum konnten nun erstmals nachweisen, dass Phytoöstrogene bei Brustkrebs nach den Wechseljahren auch das Sterblichkeitsrisiko sowie das Risiko, Metastasen oder Zweittumoren zu entwickeln, um bis zu 40 Prozent verringern.

Eine phytoöstrogenreiche Nahrung reduziert das Risiko, nach den Wechseljahren an Brustkrebs zu erkranken. Nun wollten Heidelberger Forscher herausfinden, ob die Phytoöstrogene auch den Verlauf einer Brustkrebserkrankung beeinflussen können.

Die wichtigste Klasse von Phytoöstrogenen in unserer westlichen Ernährung bilden die Lignane, die in Saaten, insbesondere in Leinsamen, aber auch in Getreide und Gemüse vorkommen. Im Darm werden die Substanzen zu Enterolacton umgewandelt, das von der Schleimhaut absorbiert wird und das die Heidelberger Forscher als Biomarker im Blut der Patientinnen bestimmten.

Zwischen 2002 und 2005 nahmen sie im Rahmen der MARIE-Studie Blutproben von 1140 Frauen, die nach den Wechseljahren an Brustkrebs erkrankt waren. Nach einer mittleren Beobachtungszeit von sechs Jahren setzten sie den Enterolacton-Spiegel in Bezug zum klinischen Verlauf der Erkrankung. Verglichen mit den Teilnehmerinnen mit dem niedrigsten Enterolacton-Spiegel hatten die Frauen mit den höchsten Blutwerten für diesen Biomarker ein etwa 40 Prozent geringeres Sterblichkeitsrisiko. Berücksichtigten die Wissenschaftler zusätzlich das Auftreten von Metastasen und Zweittumoren, kamen sie zu einem ähnlichen Ergebnis: Frauen mit den höchsten Enterolacton-Werten hatten ebenfalls ein geringeres Risiko für einen solchen ungünstigen Krankheitsverlauf.

Damit gibt es jetzt erste deutliche Hinweise darauf, dass Lignane nicht nur das Erkrankungsrisiko für Brustkrebs nach den Wechseljahren senken, sondern auch das Sterblichkeitsrisiko. Signifikant war das Ergebnis allerdings nur für die Gruppe der Tumoren, die keinen Rezeptor für das weibliche Geschlechtshormon Östrogen tragen („ER-negative Tumoren“). Das legt die Vermutung nahe, dass Enterolacton den Schutz vor Krebs nicht nur über seine hormonartige Wirkung vermittelt. Tatsächlich hatten Untersuchungen an Zellen und Tieren bereits Hinweise darauf gegeben, dass die Substanz auch östrogenunabhängig das Krebswachstum beeinflusst: Sie fördert zum Beispiel den Zelltod und hemmt das Aussprießen neuer Blutgefäße.

Literatur: Buck, K., et al.: J. Clin. Oncol. 2011, Online DOI: 10.1200/JCO.2011.34.6478 


Dr. Bettina Hellwig