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Expopharm-Eröffnung
ABDA/KBV-Modell irritiert Hersteller
Das ABDA/KBV-Modell ist auch bei der Eröffnung der Expopharm auf Kritik bei den Herstellerverbänden gestoßen. Hans-Georg Hoffmann, Vorsitzender des Bundesverbands der Arzneimittel-Hersteller (BAH), und Wolfgang Späth, Vorstandschef von Pro Generika, bezweifeln, dass die prognostizierten Einsparungen erreicht werden können.
Grundsätzlich kann auch Hoffmann nichts gegen ein Medikationsmanagement für multimorbide Patienten, die viele unterschiedliche Arzneimittel einnehmen müssen, einwenden. Es komme jedoch stark auf die praktische Umsetzung an. Es sei zu befürchten, dass beim ABDA/KBV-Modell nicht die Wirkstoffverordnung im Vordergrund stehe, sondern vielmehr die Eingrenzung der ärztlichen Arzneimittelauswahl auf nur wenige Leitsubstanzen pro Indikation. „Das bedeutet letztlich die Einführung des Aut-Simile-Prinzips auf der Ebene des Arztes, welches einer Positivliste gleichkommt“, so Hoffmann. Auch wenn ABDA und KBV erklärten, der Medikationskatalog habe nur empfehlenden Charakter, fürchtet der BAH erhebliche Auswirkungen auf den Generika- und Analogarzneimittelmarkt. Aus Sicht des Verbandes ist das Modell ein „klassischer Vertrag zulasten Dritter“ - am Ende habe der Patient bei standardisierten Therapiekonzepten das Nachsehen.
Späth sieht den positiven Aspekt des Modells darin, dass es möglicherweise eine Alternative zu den von den Generikaherstellern ungeliebten Rabattverträgen sein könnte. Doch die „Leichtigkeit“, mit der man hier große Summen - rund zwei Milliarden Euro - als mögliches Einsparpotenzial nennt, sind ihm suspekt. Wenn diese Einsparungen so leicht über bessere Beratung und Kommunikation möglich wären, müsse man sich fragen, was denn heute beim Arzt und in der Apotheke passiere? Späth gab sich überzeugt, dass schon heute die Zusammenarbeit zwischen Arzt und Apotheker sowie die Beratung in der Apotheke besser sei als oft unterstellt.
Prof. Dr. Michael Habs, stellvertretender Vorsitzender des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie (BPI) zeigte ebenfalls Verständnis, dass die Apotheker Interesse an einem solchen Modell haben und den pharmazeutischen Sachverstand für sich beanspruchen. Für ihn als Mediziner sei es jedoch unverständlich, dass Ärzte hier Handlungshoheit abgeben wollen. Offenbar wollten dies auch nicht alle, wie die Äußerungen des Chefs des Hausärzteverbands Ulrich Weigeldt zeigten. Für Habs ist es erstaunlich, dass aus wirtschaftlichen Gründen offenbar doch einige Ärzte bereit sind, ihre therapeutische Freiheit ein Stück weit abzugeben. Er verwies zudem darauf, dass ein reiner Katalog nicht zur Verbesserung der medizinischen Versorgung führe. Es gäbe auch noch einige ungeklärte Fragen – etwa zur Haftung. Daher sei es gut, dass das Konzept zunächst im Modell erprobt werden soll. Dies gebe die Chance zu lernen, ohne vorab zu zerstören.
Düsseldorf - 06.10.2011, 12:00 Uhr