Tropenkrankheiten

Bendiocarb kann die Malaria eindämmen

06.10.2011, 15:06 Uhr


Eine Langzeitstudie in dem westafrikanischen Staat Benin (früher: Dahomey) ergab, dass das regelmäßige Besprühen der Hausinnenwände mit dem Insektizid Bendiocarb das Risiko der Bewohner, an Malaria zu erkranken, auf nahezu Null reduziert. Die Gesundheitsorganisation WHO empfiehlt daher die Anwendung des Insektizids, das in einigen westlichen Ländern wegen seiner Toxizität verboten ist.

Alle groß angelegten Versuche, die Malaria durch die Ausrottung der Fiebermücken (Anopheles) zu besiegen, waren bisher erfolglos. Die Anwendung von Pyrethroiden wie Permethrin hat sogar dazu geführt, dass sich unter den Fiebermücken Resistenzen gegen diese Insektizide ausgebreitet haben. Eine Resistenz gegen das Carbamat Bendiocarb wurde hingegen noch nicht beobachtet. Bendiocarb ist z.B. in Präparaten enthalten, die in Deutschland zur Vernichtung von Ameisen angewendet werden. In den USA wurde es allerdings wegen seiner Toxizität vom Markt genommen.

In Benin nahmen im Jahr 2009 insgesamt 350.000 Bewohner acht Monate lang an einem Großversuch teil. Sie besprühten die Innenwände ihrer Behausungen regelmäßig mit Bendiocarb. Da die Fiebermücken sich bevorzugt in senkrechter Stellung ausruhen, sitzen sie gern an Wänden. Wenn sie dabei mit Bendiocarb in Berührung kommen, sterben sie. Als zweite Maßnahme zum Infektionsschutz benutzten die Teilnehmer des Großversuchs Insektizid-imprägnierte Bettnetze zur Abwehr der Fiebermücken. Das Ergebnis war, dass kein einziger Teilnehmer an Malaria erkrankte.

Auch die nicht teilnehmenden Bewohner im selben Gebiet profitierten von dem Großversuch, denn dort waren bedeutend weniger Fiebermücken mit dem Malariaerreger Plasmodium infiziert als früher. Da die Plasmodien nur im Menschen und in den Fiebermücken (und nicht in anderen Lebewesen) parasitieren, können sich die Fiebermücken nur bei einem Menschen infizieren, der den Malariaerreger in sich trägt. Je weniger Malariakranke in einer Region wohnen, desto geringer ist der Prozentsatz der Fiebermücken, die mit Plasmodium infiziert sind.

Die Gesundheitsorganisation WHO empfiehlt jetzt, Bendiocarb verstärkt einzusetzen. Dabei sind natürlich Vorsichtsmaßnahmen zu beachten. So empfiehlt es sich, Bendiocarb nicht während der Regenzeit anzuwenden, weil Regenwasser, das in die Behausungen eindringt, es von den Wänden abspült, sodass es ins Grundwasser gelangt.

Quelle: Akogbeto M, et al. Dramatic Decrease in Malaria Transmission after Large-Scale Indoor Residual Spraying with Bendiocarb in Benin, an Area of High Resistance of Anopheles gambiae to Pyrethroids. Am J Trop Med Hyg 2011;85:586-593.


Dr. Wolfgang Caesar