Laserlicht

Krebszellen während der OP sichtbar machen

München - 19.10.2011, 10:00 Uhr


Mit Laserlicht und drei Kameras können Münchener Wissenschaftler auch kleine Krebszellherde sichtbar machen, die ein Chirurg bei einer Operation leicht übersehen kann.

Bei der Operation eines Eierstockkrebses versuchen die Chirurgen, möglichst alle Tumorherde zu entfernen. Dabei müssen sie sich während der OP hauptsächlich auf ihr geschultes Auge und ihren Tastsinn verlassen, was besonders für die Entfernung kleiner Tumorinseln oder verbleibender Tumorreste nach der Entfernung des Primärtumors eine enorme Herausforderung ist.

Das neue „Multispektrale Fluoreszenz-Kamera-System“ kann Krebszellen während der OP sichtbar machen und so die Ärzte unterstützen. Die Technologie ist jetzt erstmals bei neun Patientinnen getestet worden, die an Eierstockkrebs erkrankt waren. Vor der OP erhielten die Patientinnen eine Spritze mit Folsäure, an die ein grüner Fluoreszenzfarbstoff chemisch gebunden war. Die meisten Eierstock-Tumore haben an ihrer Oberfläche ein Eiweißmolekül, das Folsäure bindet und dann ins Innere der Zelle transportiert, den sogenannten Alpha-Folsäure-Rezeptor. Öffnet der Chirurg während der OP die Bauchhöhle der Patientin und strahlt spezielles Laserlicht auf die Eierstöcke, beginnen die Krebszellen, durch die grün markierte Folsäure im Innern der Zellen zu leuchten. Gesundes Gewebe bleibt dagegen dunkel.

Mit dem bloßen Auge ist die Fluoreszenz der Krebszellen allerdings nicht zu erkennen. Drei Kameras, die auf einem schwenkbaren Trägerarm über dem OP-Tisch montiert sind, detektieren das Leuchten in verschiedenen Spektralbändern und korrigieren dann Lichtschwankungen durch wechselnde Ausleuchtung der Wunde und Farbveränderungen des Gewebes. So kann ein präzises Fluoreszenzbild erzeugt werden, das mit einem gewöhnlichen Farbbild auf einen Monitor des OPs überlagert werden kann. Der Chirurg kann so feststellen, wann keine grünen Fluoreszenzflecken und damit keine Krebszellen mehr vorhanden sind. Bei acht der neun operierten Patientinnen konnten die Ärzte auf diese Weise kleine Mengen an Tumorzellen herausschneiden, die sie ansonsten womöglich nicht hätten erkennen können. Damit war der erste Test im OP erfolgreich.

Jetzt wollen die Forscher das Kamera-System weiterentwickeln, um damit auch andere Krebsarten während der OP detektieren zu können. Auch eine Systemvariante für schonende minimal-invasiven Operationen ist geplant.

Literatur: van Dam, G. M., et al.: Nature Med. 2011, Online-Vorabpublikation doi:10.1038/nm.2472.


Dr. Bettina Hellwig