- DAZ.online
- News
- Rheniumpräparat gegen ...
Prostatakarzinom
Rheniumpräparat gegen Knochenmetastasen
Wenn Prostatakrebs zu Absiedlungen in den Knochen führt, verschlechtern sich die Überlebenschancen der Patienten dramatisch. Bonner Wissenschaftler berichten nun über einen Therapieansatz mit einem radioaktiven Rheniumpräparat, mit dem sich die Lebenszeit um mehr als ein Jahr verlängern lässt.
Prostatakrebs-Patienten mit Knochenmetastasen erhalten eine antihormonelle Therapie und eine Chemotherapie. Erst wenn diese konservativen Therapieformen nicht mehr greifen, wird die Rheniumtherapie eingesetzt. Das Rhenium-Präparat mit der hochenergetischen Beta-Strahlung trägt den Kurznamen „Re-188 HEDP“ und wurde in den vergangenen 20 Jahren vor allem für die Schmerzbehandlung von Knochenmetastasen eingesetzt.
Die Bonner Mediziner konnten nachweisen, dass auch ein direkter Einfluss auf den Tumor eintritt, wenn die Behandlung mit Re-188 HEDP im Abstand von zwei Monaten erfolgt. In der aktuellen Studie behandelten die Ärzte des Bonner Universitätsklinikums mit dem Präparat 60 Patienten mit fortgeschrittenem Prostatakarzinom und Knochenmetastasen. Etwa ein Drittel erhielt eine Re-188 HEDP-Injektion innerhalb von zwei Monaten und eine zweite Gruppe zwei Behandlungen. Eine dritte Gruppe bekam sogar drei bis acht Verabreichungen im Abstand von zwei Monaten. Die Überlebenszeit der Patienten konnte bei einer Therapie um etwa 4,5 Monate gesteigert werden, bei zwei um rund zehn Monate, und bei drei und mehr Therapien sogar um bis zu 15,6 Monate. Zudem konnte mit dem Präparat bei rund 90 Prozent der Patienten zumindest temporär eine Schmerzlinderung erreicht werden.
Die Wirkung des radioaktiven Rheniumpräparates Re-188 HEDP beruht darauf, dass es sich im stoffwechselaktiven Randbereich des normalen Knochens um die Metastase herum anreichert. Daher erfolgt eine Bestrahlung, die aus unmittelbarer Nachbarschaft auf die Metastase wirkt. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass im Laufe mehrerer Behandlungen zwiebelschalenartig jeweils die oberste Schicht der Metastase inaktiviert wird. Für diese Art der Behandlung eignen sich alle Patienten mit Metastasen, die einen vermehrten Knochenstoffwechsel aufweisen, in erster Linie also Patienten mit einem Prostatakarzinom. Die Wissenschaftler wollen nun überprüfen, ob die Rheniumtherapie eventuell in Kombination mit anderen Präparaten bereits früher eingesetzt werden kann, um die Lebensspanne der Patienten noch weiter zu verlängern.
Literatur: Biersack, H.-J., et al.: J. Nucl. Med. 2011; Online doi:10.2967/jnumed.111.093674
Bonn - 28.10.2011, 10:00 Uhr