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Stiftung Deutsche Depressionshilfe
Vorsicht im Umgang mit dem Modewort Burnout
Der Begriff „Burnout“ sollte sensibler genutzt werden. Betroffene und Experten schätzen den geradezu inflationären Gebrauch des schwammigen Begriffs „Burnout“ als verwirrend und längerfristig sogar als stigmaverstärkend ein, sagt Prof. Dr. Ulrich Hegerl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe.
Hegerl begrüßt zwar ganz grundsätzlich, dass durch die ständige Präsenz des Begriffs in zahlreichen „Titelstories, Leitartikeln, Buchpublikationen und Fernsehsendungen“ die große Bedeutung psychischer Erkrankungen deutlicher und dadurch die diesbezügliche Sensibilität erhöht wird. Dennoch warnt er vor einem allzu inflationären Gebrauch.
Derzeit existiere noch keine Diagnose „Burnout“ für all die darunter zusammengefassten psychischen Störungen, weil der Begriff nicht klar definiert sei. Der Großteil der Betroffenen leidet laut Hegerl schlicht an einer depressiven Erkrankung: „Alle für die Diagnose einer Depression nötigen Krankheitszeichen liegen dabei vor, dazu gehört immer auch das Gefühl tiefer Erschöpftheit.“ Und der beste Weg, optimal mit der Erkrankung Depression umzugehen, ist seiner Meinung nach, die Depression auch als solche zu benennen.
Wenn der Begriff des Burnouts als weniger stigmatisierende Alternative zur Depression verwendet würde, wäre dies durchaus akzeptabel, meint er. Problematisch sei jedoch, dass eine Vermengung von Stress, Burnout und Depression letztendlich zu einer Verharmlosung der Depression führe. Man müsse beachten, dass Stress, gelegentliche Überforderungen und auch Trauer ein Teil des alltäglichen Lebens seien und nicht zwingend medizinisch behandelt werden müssten. Dagegen unterscheidet sich eine Depression wesentlich vom normalen Gefühl der Erschöpftheit und stellt teilweise durchaus eine schwere, oft lebensbedrohliche Erkrankung dar.
In Deutschland erkrankt laut der Stiftung Deutsche Depressionshilfe jeder fünfte Bundesbürger einmal im Leben an einer Depression. Insgesamt leiden hier derzeit circa vier Millionen Menschen an einer behandlungsbedürftigen Form der Krankheit - eine optimale Behandlung erhält jedoch nur eine Minderheit.
Berlin - 04.11.2011, 14:53 Uhr