Multiple Sklerose

Fumarsäure schützt Nervenzellen

Berlin/Amsterdam - 09.11.2011, 10:18 Uhr


Fumarsäure kann offenbar die Schubrate bei der Multiplen Sklerose (MS) annähernd halbieren und auch die MS-typischen Schädigungen des Gehirns deutlich reduzieren. Das ist das Ergebnis einer klinischen Studie, die nach einer Meldung der Deutschen Gesellschaft für Neurologie auf dem Fachkongress ECTRIMS in Amsterdam im Oktober für Aufsehen sorgte.

Noch ist das erfolgreich getestete Fumarsäure-Präparat „BG-12“ nicht für die Behandlung der Multiplen Sklerose zugelassen. Das Vorgängerprodukt Fumaderm® wird jedoch seit mehreren Jahren in einigen europäischen Ländern zur Behandlung der Psoriasis eingesetzt, was das Verfahren womöglich beschleunigen könnte. Dafür sprächen auch die überzeugenden Daten zur Verträglichkeit und Sicherheit von BG-12, die jetzt mit der DEFINE-Studie (Determination of the Efficacy and safety of oral Fumarate IN rElapsing-remitting MS) vorgestellt werden konnten, sagte Studienleiter Prof. Dr. Ralf Gold, Neurologische Universitätsklinik in Bochum.

An der Studie hatten in 28 Ländern 1234 Patienten mit schubförmiger MS und leichten bis mittelschweren Behinderungen im Alter zwischen 18 und 55 Jahren teilgenommen. Nach dem Losverfahren erhielten sie entweder BG-12 oder Placebo. Nach zwei Jahren hatten Patienten, die BG-12 zweimal täglich einnahmen, 49 Prozent weniger Schübe erlitten, bei dreimaliger Einnahme 50 Prozent weniger als mit dem Scheinmedikament.

Im gesamten Studienzeitraum kam es weder zu medikamentenbezogenen Todesfällen oder Krebserkrankungen, noch wurden vermehrt Infektionen beobachtet, wie dies bei drei anderen neu entwickelten Wirkstoffen gegen MS der Fall war. Lediglich die vergleichsweise milden Nebenwirkungen Hautrötungen, Durchfall, Übelkeit und Magenschmerzen waren mit BG-12 häufiger als unter Placebo. Die Beschwerden traten vorwiegend in den ersten 30 Behandlungstagen auf und gingen dann zurück.

Unmittelbar nach dem ECTRIMS-Kongress veröffentlichte die Herstellerfirma von BG-12 (Biogen Idec) auch die Daten der Studie CONFIRM (Comparator and an Oral Fumarate in RRMS), die der US-Neurologe Robert J. Fox, Direktor am Mellen Center für Multiple Sklerose der Cleveland Clinic in Ohio geleitet hat. BG-12 wurde dabei nicht mit Placebo verglichen, sondern mit dem Immunmodulator Glatirameracetat, der zur Behandlung der MS in Europa bereits seit 2001 zugelassen ist. Die Ergebnisse der 1430 Teilnehmer bestätigten laut Fox die Resultate der DEFINE-Studie: „Wir sahen eine robuste Verringerung der Schubrate und der Krankheitsaktivität. Es sieht so aus, als ob BG-12 eine nützliche First-Line-Therapie sein könnte.“


Dr. Bettina Hellwig


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