Gesundheitsbericht

OECD-Länder medizinisch gut versorgt

Berlin - 23.11.2011, 14:16 Uhr


Die medizinische Versorgung in den OECD-Ländern wird immer besser: Laut einem aktuellen Bericht der Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit Organisation steigt die Lebenserwartung konstant an. Die Überlebensraten bei schweren Krankheiten sind ebenfalls höher als je zuvor. Allerdings nimmt auch die Anzahl der Übergewichtigen und Fettleibigen beständig zu.

Die Sterblichkeitsrate liegt im OECD-Schnitt heute nur noch bei vier Prozent – fast halb so hoch wie noch neun Jahre zuvor. Ähnlich positiv ist die Entwicklung bei Schlaganfällen und verschiedenen Krebserkrankungen. Im Jahr 2000 starben noch deutlich mehr Frauen an Gebärmutter- bzw. Brustkrebs als im Jahr 2009. Auch die Sterblichkeitsrate bei Darmkrebs ging in den meisten OECD-Ländern zurück – in Deutschland von 22,8 auf 19,2 Fälle pro 100.000 Einwohner, in Österreich sogar von 21,6 auf 15,5 Fälle.

Größeres Augenmerk sollte nach Auffassung der OECD jedoch auf die Vorsorge und Behandlung von chronischen Krankheiten gelegt werden. So werden beispielsweise Asthma- und Diabetes-Patienten vielerorts ins Krankenhaus überwiesen, obwohl diese Krankheiten auch ambulant gut behandelt werden können. Besonders viele Asthma-Überwiesungen verzeichnen die Slowakei, die USA und Korea. Dagegen liegen Deutschland und die Schweiz weit unter dem OECD-Schnitt. Bei Diabetes führen Österreich und Ungarn die Liste der „unnötigen“ Krankenhausaufenthalte an – Deutschland liegt im OECD-Mittel, die Schweiz wesentlich darunter.

Adipositas ist bei chronischen Krankheiten einer der größten Risikofaktoren. Sie begünstigt Diabetes, Krebs und Herzerkrankungen. Untersuchungen zufolge sterben stark übergewichtige Menschen bis zu zehn Jahre eher als solche mit normalem Gewicht. Ungesunde und fette Ernährung gepaart mit ungenügender körperlicher Aktivität ist damit genauso bedrohlich wie Rauchen, so die OECD. Die Organisation meldet, dass der Tabakkonsum in nahezu allen OECD-Ländern in den vergangenen zehn Jahren zurückging (Ausnahmen: Tschechien und Griechenland), die Gewichtsentwicklung in den Ländern aber weiterhin besorgniserregend bleibt.

Der aktuelle Bericht der OECD „Gesundheit auf einen Blick“ zeigt: In mehr als der Hälfte aller OECD-Länder sind mindestens 50 Prozent der Bevölkerung übergewichtig – in Deutschland sind es 15 Prozent. In puncto Fettleibigkeit liegen die Deutschen damit unter dem OECD-Durchschnitt von 17 Prozent. Die dicksten Erwachsenen der OECD leben in den USA, Mexiko und Neuseeland. Übergewichtige und fettleibige Kinder gibt es dagegen vor allem in Griechenland, den USA und Italien.

Um dem entgegenzuwirken, werben immer mehr Länder für eine gesündere Esskultur und für eine aktive Freizeitgestaltung. Dänemark, Finnland, Frankreich und Ungarn haben zusätzlich Steuern auf fette und süße Nahrungsmittel eingeführt – ein Erfolg dieser Methode ist laut OECD jedoch noch nicht belegt. Die Organisation ist überzeugt, dass eine Mischung aus Gesundheitskampagnen, gesetzlichen Regelungen und Beratung – etwa durch Hausärzte – jedes Jahr hunderttausend Menschenleben retten könnte. Ihren Berechnungen zufolge würde ein solcher Maßnahmen-Mix wesentlich weniger kosten (zwischen sieben und 22 Euro pro Kopf und Jahr) als das Kurieren der Folgen, wenn die Krankheiten erst einmal aufgetreten sind.


Juliane Ziegler