Von der Apotheke zum Weltkonzern

Apotheker August Oekter vor 150 Jahren geboren

Bielefeld - 06.01.2012, 09:26 Uhr


Aus der Apotheke zum Weltkonzern: Vor 150 Jahren wird am 6. Januar 1862 der August Oetker in Obernkirchen nahe dem ostwestfälischen Minden als Sohn eines Bäckers geboren. Er studiert Pharmazie und übernimmt am 1. Januar 1891 die Aschoff'sche Apotheke.

Aber der ehrgeizige junge Apotheker experimentiert zunächst mit anderen Dingen: Oetker entwickelt medizinische Weine oder Fußcreme; der wirtschaftliche Erfolg bleibt aber unter den Erwartungen. Dann experimentiert der Bäckersohn in einer vier Quadratmeter kleinen Kammer („meine Geheimbutze“) mit Backpulver. Das hatte zwar schon Justus Liebig erfunden. Man konnte es aber nicht längere Zeit lagern - und einen Beigeschmack hatte es auch.

Oetker experimentiert so lange, bis er im Jahr 1893 portioniertes Backpulver in Tütchen auf den Markt bringt. Der Clou daran: Er garantiert, dass es genau die richtige Menge Triebmittel für ein Pfund Mehl war. Für die Qualität sollte der Name Dr. Oetker bürgen. Eine der heute bekanntesten Marken Deutschlands war entstanden. 1899 werden schon zwei Millionen Tütchen „Backin“ hergestellt.

Im Mai 1900 zieht das Unternehmen in die Bielefelder Lutterstraße, wo noch heute die Zentrale in mächtigen alten Backsteinbauten sitzt. Neue Produkte wie Vanillin-Zucker, Speisestärke und das Puddingpulver bereichern das Sortiment. In den Fabriken lässt August Oetker Losungen anbringen wie „Ein heller Kopf, der Ordnung hält, erspart viel Arbeit, Zeit und Geld“. 1918 stirbt der Firmengründer mit nur 56 Jahren. Seitdem gab es nur vier Chefs bei Oetker, derzeit ist es Richard Oetker.

Der Familienkonzern ist längst viel mehr als Pudding und Backpulver. 2010 stammte fast jeder zweite Euro des Konzernumsatzes von 9,5 Milliarden Euro aus dem Reedereigeschäft (Hamburg Süd). Zweitgrößte Sparte sind die Nahrungsmittel, die ein Viertel des Konzernumsatzes stellten. Drittgrößte Aktivität ist die Radeberger Gruppe, führender Bierhersteller Deutschlands. Dazu kommen Sekt, Wein und Spirituosen der Tochter Henkell, das Bankhaus Lampe und einige Luxushotels.


Lothar Klein/dpa


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