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Chinesischer Tee
Die eiserne Guanyin – ein Tee für den gehobenen Geschmack
China will mehr hochwertigen Tee nach Europa exportieren. Nachdem der Boom des Pu-erh-Tee im Jahr 2008 zusammengebrochen war und die Beliebtheit von Grüntee sich trotz der positiven Gesundheitsbewertung in Grenzen hält, setzen chinesische Unternehmer jetzt auf Edelmarken von schwach fermentiertem Oolong-Tee.
In den letzten zehn Jahren hat sich die Anbaufläche für Tea in China auf zwei Millionen Hektar verdoppelt. Dies entspricht der gesamten Ackerfläche Bayerns. Zugleich verdoppelte sich der Ertrag bei nur sehr geringfügiger Steigerung der Produktivität auf 1,5 Millionen Tonnen Tee. Weit mehr als die Hälfte der Erntemenge wird als unfermentierter Grüntee aufbereitet. Etwa ein Fünftel der Produktion exportiert China ins Ausland, insbesondere in die Nachbarländer Japan und Südkorea. Die Menge des jährlich exportierten Schwarztees beträgt nur 20.000 bis 30.000 Tonnen. Ein noch nicht gelöstes Problem ist die bisweilen recht hohe Kontamination von chinesischem Tee mit Pestiziden und Schwermetallen. Sie steht einer Ausweitung des Exports nach Europa entgegen.
Solche Qualitätsprobleme treten bei den anerkannten Edelmarken selbstverständlich nicht auf. Hier hat sich in den letzten Jahren einiges getan. So wie bei manchen Bordeaux-Weinen der Preis ins Unermessliche steigen kann, sind auch Teekenner bereit, für ihre Lieblingssorten fast jeden Preis zu zahlen. So kostet ein Spitzenprodukt der Sorte Longjing (Dragon Well) in China bis zu 30.000 Yuan je Pfund (8 Yuan sind etwa 1 Euro) und ein Schwarztee der Sorte Jinjunmei (Golden Eyebrow) sogar bis 50.000 Yuan je Pfund.
Ob sich auch in Europa zahlkräftige Liebhaber für diesen exklusiven Genuss finden lassen, dürfte eher fraglich sein. Aussichtsreicher erscheint hingegen das Geschäftsmodell einer chinesischen Unternehmensgruppe, die fast vier Millionen Euro in den Aufbau eines Teegeschäftes in Paris investiert hat, das Ausgangspunkt für die Eroberung des europäischen Marktes werden könnte. Oolong-Tee der Sorte Tieguanyin (Iron Guanyin; die "Göttin" Guanyin, jap. Kannon, ist ein populärer weiblicher Bodhisattva) kostet in Paris, je nach Qualität, 50 bis 500 Euro pro Kilogramm. Das ist weniger als der Preis für manche Flasche Wein – und vermutlich gesünder.
Paris - 12.01.2012, 14:49 Uhr