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Gesundheitsforschung
Niedriger sozialer Status hemmt das Wachstum
Die Körpergröße von Kindern aus Brandenburg wurde in dem Zeitraum 1994 bis 2006 negativ durch die hohe Arbeitslosigkeit der Eltern beeinflusst. Das konnten Prof. Dr. Jörg Baten von der Universität Tübingen und Andreas Böhm vom Landesgesundheitsamt Brandenburg nach einer Mitteilung der Universítät in einem kürzlich abgeschlossenen Forschungsprojekt zeigen.
Menschen, die große Hungersnöte und Versorgungsengpässe durch Kriege und Naturkatastrophen erleben mussten, sind deutlich kleiner als Menschen aus Regionen, in denen eine normale Versorgung besteht. Dass es keiner großen Kriege bedarf, dass Menschen in gewisser Weise unterversorgt sind und damit auch weniger wachsen als andere, zeigen nun die Forschungsergebnisse des Tübinger Wirtschaftshistorikers Baten.
Im Mittelpunkt der Untersuchungen stand das Wachstum von Kindern aus dem Bundesland Brandenburg. Die Wissenschaftler untersuchten, inwiefern eine hohe Arbeitslosigkeit in der Region und weitere Faktoren, wie beispielsweise eine hohe Abwanderungsrate, das Wachstum von Kindern in dem Zeitraum 1994 bis 2006 beeinflussten. Die Daten stammen vom Landesgesundheitsamt Brandenburg und wurden im Zuge der Einschulung von Erstklässlern erhoben. Dabei wurden Körpergröße, Alter und Geschlecht von über 250.000 Kindern dokumentiert und auch sozioökonomische Daten erfasst, unter anderem zum beruflichen Status der Eltern, deren Ausbildungsniveau, sowie Anzahl der Kinder und Anzahl der Erwachsenen je Haushalt.
Anhand dieser Daten zeigen Baten und Böhm, dass die Arbeitslosigkeit der Eltern einen signifikant negativen Einfluss auf die Körpergröße ihrer Kinder hat. Dabei scheint das mit einer Arbeitslosigkeit einhergehende geringere Einkommen eine weniger bedeutende Rolle zu spielen als psychologischer Stress und Frustration der Eltern. Auch die Abwanderungsrate als ein Maß für die wirtschaftlichen Bedingungen eines bestimmten Gebiets steht in einem negativen Zusammenhang mit der Körpergröße der Kinder.
Da es häufig eher die gebildetere Bevölkerungsschicht ist, die eine Region in der Folge schlechter Bedingungen verlässt, bleiben die weniger Gebildeten zurück. Da gerade Familien mit gebildeten Eltern in der Regel mehr Wert auf eine gesunde Ernährung und medizinische Versorgung der Kinder legen, entwickeln sich diese besser und werden größer. Von besonderer Bedeutung scheint insbesondere das Ausbildungsniveau der Mutter zu sein, da sich die Mutter in der Regel an erster Stelle um Belange wie Ernährung und Versorgung der Kinder kümmert.
Kinder von Alleinerziehenden weisen bezüglich ihrer Körpergröße keinen Nachteil gegenüber Kindern aus Familien mit zwei Elternteilen auf. Allerdings zeigt sich ein positiver Einfluss auf die Größe der Kinder, sobald drei oder mehr Erwachsene im gleichen Haushalt leben, also wenn beispielsweise zusätzlich Großeltern vor Ort sind, die die Versorgung der Kinder mit unterstützen.
Tübingen - 12.01.2012, 09:28 Uhr