Alzheimer-Krankheit

Mit grünem Tee und Laserlicht gegen die Demenz

Ulm - 17.01.2012, 11:18 Uhr


Mit einem Extrakt aus grünem Tee (Epigallocatechingallat, EGCG) und rotem Laserlicht wollen Ulmer Wissenschaftler die Alzheimer-Demenz bekämpfen. Dank der ungewöhnlichen Kombinationstherapie konnten sie die typischen Beta-Amyloid-Plaques (Aβ) im Modellexperiment um mehr als 60 Prozent verringern.

Diese Ablagerungen stören die Signalübertragung zwischen Nervenzellen im Gehirn und verursachen so die Demenzsymptome.
Materialwissenschaftler und Ingenieure der Universität Ulm hatten bei der Untersuchung von nanoskopisch dünnen Wasserschichten auf nanokristallinem Diamant festgestellt, dass sich diese bei Bestrahlung mit rotem Laserlicht ausdehnen. Nach Ende der Laserbestrahlung ziehen sich die Wasserschichten wieder zusammen. Diese Erkenntnisse gelten auch für Wasserfilme in lebenden Zellen: Beim Zusammenziehen können die Zellen Substanzen aus der unmittelbaren Umgebung aufnehmen.
Kurz zuvor war in Modellexperimenten gezeigt worden, dass die Substanz EGCG Aβ-Ablagerungen bekämpft. Jetzt haben die Forscher diese beiden Erkenntnisse kombiniert und auf menschliche Neuroblastomzellen übertragen.
Sie haben Neuroblastomzellen, die Aβ im Zellinneren angereichert hatten, EGCG ausgesetzt und mit Laserlicht der Wellenlänge 670 Nanometer bestrahlt. Bereits die EGCG-Behandlung konnte Aβ-Ablagerungen um die Hälfte reduzieren. Eine Minute alleinige Laserbestrahlung führte zu einer Verringerung von 20 Prozent. Nach der Kombinationsbehandlung aus EGCG und rotem Laser wiesen die Forscher rund 60 Prozent weniger Ablagerungen nach.
Laserstrahlen im Bereich Rot bis Nahinfrarot wirken durch mehrere Zentimeter Gewebe und sogar durch die Schädeldecke hindurch. Laserlicht in diesem Bereich wird bereits seit Jahren klinisch eingesetzt. In Kombination mit EGCG und anderen potentiellen Aβ-Zerstörern bieten sich vielversprechende Forschungsmöglichkeiten – mit dem Ziel Aβ-Ablagerungen im Gehirn zu verringern.

Literatur: Sommer, A. P., et al.: Photomed. Laser Surg. 2012;30(1):54-60, Online: doi:10.1089/pho.2011.3073.


Dr. Bettina Hellwig