Neu auf dem Markt

Dexamfetamin bei ADHS

18.01.2012, 10:00 Uhr


Das Sympathomimetikum Dexamfetamin (Attentin®) ist zur Behandlung von Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Störungen (ADHS) indiziert.

Der neue Wirkstoff kann im Rahmen einer therapeutischen Gesamtstrategie zur Behandlung von ADHS bei Kindern und Jugendlichen ab sechs Jahren angewendet werden, wenn sich andere therapeutische Maßnahmen allein als unzureichend erwiesen haben, beispielsweise eine Behandlung mit Methylphenidat und Atomoxetin. Bei Erwachsenen ist das Präparat nicht zugelassen. Dexamfetamin fällt unter das Betäubungsmittelgesetz.

Dexamfetamin wirkt zentral stimulierend, was Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit fördern kann. 
Die empfohlene Anfangsdosis beträgt einmal täglich 5 bis 10 mg. Die Tagesdosis kann wöchentlich in Schritten von 5 mg bis auf maximal 20 mg erhöht werden. Die Tabletten sollten immer in der gleichen Weise in Bezug auf die Mahlzeiten eingenommen werden, vorzugsweise zu oder direkt nach dem Essen. Eine Langzeitanwendung von Dexamfetamin kann zu Abhängigkeit führen und muss vermieden werden. Nach längerer Einnahme von Dexamfetamin kann eine ausschleichende Therapie nötig sein.
Dexamfetamin wird schnell aus dem Gastrointestinaltrakt resorbiert. Die Einnahme einer Tablette führt bei gesunden Probanden nach durchschnittlich 1,5 Stunden zu maximalen Blutspiegeln. Die Halbwertszeit liegt im Mittel bei zehn Stunden. 
Vor Beginn der Therapie sollte eine Familienanamnese von plötzlichen Herzerkrankungen und unerwartetem Tod erhoben werden. Kinder mit Herzerkrankungen sollten den Wirkstoff nicht oder nur nach Beurteilung durch einen Kinderkardiologen erhalten. Dexamfetamin kann Blutdruck und Puls erhöhen sowie Wachstum und Appetit hemmen; daher sollten während der Therapie Blutdruck und Puls sowie das Körperwachstum kontrolliert werden. Auch die Entwicklung neuer oder die Verschlechterung bereits bestehender psychiatrischer Störungen sollte überwacht werden.

Nicht angewendet werden darf Dexamfetamin bei verschiedenen psychischen und zerebrovaskulären Erkrankungen, Herz-Kreislauferkrankungen wie Hypertonie, Herzinsuffizienz und angeborenen Herzfehlern, bei einer Vorgeschichte von oder derzeitige Drogenabhängigkeit oder Alkoholismus sowie während Schwangerschaft und Stillzeit. Bei Patienten mit Epilepsie darf Dexamfetamin nur mit Vorsicht angewendet werden.
Kontraindiziert ist der neue Wirkstoff während der Behandlung mit nicht selektiven, irreversiblen Monoaminoxidasehemmern (MAO-Hemmern) oder innerhalb von mindestens 14 Tagen nach Absetzen solcher Substanzen, da dann das Risiko einer hypertensiven Krise besteht. Dexamfetamin kann die Wirkung von Antihypertensiva abschwächen; die gleichzeitige Anwendung von Betablockern kann zu einer schweren Hypertonie führen. Betablocker, Lithium, Methyldopa und Phenothiazin können die Effekte von Dexamfetamin abschwächen. 

Quelle: Fachinformation, Stand Juli 2011


Dr. Bettina Hellwig