Versandapotheken

Für den Notfall nicht geeignet

Köln - 31.01.2012, 11:26 Uhr


Fast 3000 Apotheken in Deutschland haben eine Versandhandelserlaubnis. Insgesamt erzielen sie einen Umsatz von rund 1,3 Mrd. Euro – Tendenz steigend.

Schätzungen zufolge entfallen mehr als 90 Prozent des Umsatzes im Arzneimittelversand auf etwa 50 Versandapotheken, viele davon aus dem Ausland. Konsumenten nutzen die Versender insbesondere bei Wiederholungskäufen und zur Bevorratung. Zudem kaufen sie dort häufig sonstige Produkte aus dem Ergänzungssortiment wie beispielsweise Kosmetika.

Die Apotheken vor Ort leiden unter den Umsatzeinbußen, die durch den neuen Vertriebskanal hervorgerufen werden, Umsatzrückgänge lassen sich nicht immer ausgleichen. Insbesondere kleinere Apotheken müssen schließen oder können nur als Filialapotheken fortgeführt werden. Dies hat auch ernstzunehmende Folgen für die Arzneimittelversorgung: „Es gibt Situationen, in denen Versandapotheken im Vergleich zu Präsenzapotheken den Versorgungsauftrag nur in Teilen erfüllen können. Werden Vor-Ort-Apotheken also aus dem Markt gedrängt, fallen gegebenenfalls in einigen Gebieten zentrale Versorgungsleistungen weg“, so Studienleiter Dr. Markus Preißner.

Versandapotheken wachsen zweistellig

Laut Studie des IFH weist der Versandhandelsumsatz im Vergleich zum gesamten Apothekenumsatz ein überdurchschnittliches Wachstum auf: Während die klassische Vor-Ort-Apotheke seit 2000 einen jährlichen Umsatzzuwachs von durchschnittlich knapp vier Prozent realisieren konnte, sind die Versandhandelsumsätze seit 2004 um jährlich knapp 35 Prozent gestiegen. Tendenziell nehmen die Wachstumsraten aber deutlich ab. So lag das jährliche durchschnittliche Wachstum zwischen 2008 und 2010 bei knapp 17 Prozent. Wachstumstreiber sind vor allem rezeptfreie Medikamente und sonstige apothekentypische Produkte des Ergänzungssortiments. Hier erzielen Versandapotheken mittlerweile einen Marktanteil von jeweils rund 10 Prozent. Bei rezeptpflichtigen Arzneimitteln hingegen liegt ihr Marktanteil unter einem Prozent. 

Apotheken vor Ort bleiben unverzichtbar


Auch wenn viele Verbraucher immer häufiger Arzneimittel im Internet bestellen – auf die Apotheke vor Ort verzichten möchten sie nicht. So stufen 93 Prozent der deutschen Bevölkerung die Präsenzapotheke als unverzichtbar ein. Pluspunkte sammelt diese vor allem bei klassischen Apotheken-Aufgaben: dem Einlösen von Rezepten, der Selbstmedikation, den Nacht- und Notdiensten sowie der Beratung zu Medikamenten, Beschwerden und allgemeinen Gesundheitsfragen. Diese Ansicht teilen auch Versandhandelskunden: Bei Beratungsbedarf oder wenn Arzneimittel kurzfristig benötigt werden, ziehen der IFH-Studie zufolge über 80 Prozent von ihnen die Präsenzapotheke der Versandapotheke vor.


DAZ.online


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