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Tumorerkrankungen
Übergewicht erhöht das Krebsrisiko
Übergewicht und Fettleibigkeit sowie die damit einhergehenden Stoffwechselstörungen sind ernst zu nehmende Risikofaktoren bei einer Vielzahl an Krebserkrankungen. Sie könnten sogar dem Rauchen den Rang als Krebsrisikofaktor Nummer eins ablaufen.
Zu den Erkrankungen, bei denen ein gesicherter Zusammenhang zu Übergewicht besteht, zählen Nierenkrebs, Darmkrebs, Brustkrebs nach den Wechseljahren sowie vor allem Krebs der Speiseröhre und der Gebärmutterschleimhaut.
Zahlreiche epidemiologische Untersuchungen der letzten Jahrzehnte zeigen, dass in westlichen Industrieländern etwa die Hälfte aller Krebstodesfälle durch Umwelt- und Lebensstilfaktoren verursacht werden und daher grundsätzlich vermeidbar wären. Doch der Beitrag einzelner Faktoren zum Gesamtkrebsrisiko wird heute anders eingeschätzt als noch vor einigen Jahren. So schreibt eine vielzitierte Untersuchung der Harvard-Universität aus dem Jahr 1996 dem Rauchen sowie der Ernährung jeweils einen Anteil von 30 Prozent am Gesamtkrebsrisiko zu – über Übergewicht als eigenen Krebsrisikofaktor wird jedoch nur vage spekuliert. In der Aktualisierung dieses Reports im Jahr 2002 dagegen schätzen die Autoren den Risikobeitrag von Übergewicht und Fettleibigkeit bereits auf zehn Prozent für Männer und sogar 15 bis 20 Prozent bei Frauen.
Fettleibigkeit sollte daher als Krebsrisikofaktor mindestens genauso ernst genommen werden wie das Rauchen. So gilt in der Hälfte der Fälle von Krebs der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) Übergewicht als Ursache, beim häufigen Brustkrebs nach den Wechseljahren gehen nach heutigen Schätzungen etwa 20 Prozent auf das Konto von Übergewicht und Fettleibigkeit.
Dabei scheint vor allem das viszerale Fett zwischen den Bauchorganen eine gefährliche Rolle bei der Krebsentstehung zu spielen. Davon können auch relativ schlanke Personen zu viel angesammelt und dadurch ein erhöhtes Krebsrisiko haben. Veränderte Insulin- und Geschlechtshormon-Spiegel werden lange schon als Ursache diskutiert. Inzwischen ist bekannt, dass auch die sogenannten Adipokine, Hormone, die das Fettgewebe selbst ausschüttet, das Krebswachstum fördern. Außerdem gilt die Fettleibigkeit als chronisch-entzündlicher Zustand; die zahlreichen Entzündungszellen im Fettgewebe geben entzündungsfördernde Botenstoffe ab, was die Krebsentstehung begünstigt.
Beleibte Menschen können ihr Krebsrisiko durch Sport auch dann senken, wenn sie dabei gar nicht deutlich abnehmen. Übergewicht und mangelnde körperliche Aktivität sind bei zahlreichen Krebsarten wie Darmkrebs oder Brustkrebs nach den Wechseljahren weitgehend voneinander unabhängige Risikofaktoren. Das bedeutet, dass körperliche Aktivität nicht nur vor Krebs schützt, indem sie Menschen abnehmen lässt, sondern auch über andere physiologische Mechanismen, die noch untersucht werden.
Weitere Informationen über Krebsprävention und Krebsrisikofaktoren gibt der Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums: Krebsinformation per Telefon: (0800) 420 30 40 (täglich von 8 bis 20 Uhr); Krebsinformation per E-Mail: krebsinformationsdienst@dkfz.de; Krebsinformation im Internet: www.krebsinformationsdienst.de.
Heidelberg - 09.02.2012, 13:16 Uhr