Apotheker gab Hinweis

Prozessauftakt gegen Crystal-Speed-Bande

Berlin - 16.02.2012, 11:18 Uhr


Seit gestern sitzen im Landgericht München II zehn Angeklagte wegen unerlaubten Handels mit mindestens 1,3 Millionen Konsumeinheiten Metamfetamin auf der Anklagebank. Der entscheidende Hinweis kam im August 2010 von einem Apotheker.

Aufgrund der erheblichen Menge des bestellten Medikaments verständigte der Apotheker im Rahmen des „freiwilligen Monitorings“ die Polizei. Polizei und Landeskriminalamt nahmen daraufhin gemeinsam mit der tschechischen Polizei die Ermittlungen auf. Acht der zehn Angeklagten befinden sich seit Mitte letzten Jahres in Untersuchungshaft. Das Landgericht hat für die Hauptverhandlung vorerst zwölf Verhandlungstage angesetzt.

Den zehn Angeklagten im Alter zwischen 23 und 50 Jahren wird unter anderem vorgeworfen, sich als Bande zusammengeschlossen zu haben, um mit dem synthetischen Stimulans – auch bekannt unter dem Namen „Crystal Speed“ – zu handeln. Einige Mitglieder der Bande kauften zunächst in Deutschland frei verkäufliche pseudoephedrinhaltige Medikamente in großer Menge, weil in der tschechischen Republik seit Januar 2009 der Erwerb pseudoephedrinhaltiger Arzneimittel in den Apotheken auf eine Packung mit 24 Tabletten pro Person und Woche begrenzt ist. Daraufhin wurden die Tabletten aus Deutschland nach Tschechien verbracht, um aus ihnen dort in illegalen Laboratorien das Betäubungsmittel Metamfetamin herzustellen. 

Insgesamt sollen innerhalb eines Jahres über 18.000 Packungen pseudoephedrinhaltiger Tabletten zu einem Gesamteinkaufspreis von über 70.000 Euro in die tschechische Republik gebracht worden sein. Aus diesen konnten mindestens 1,3 Millionen Konsumeinheiten Metamfetamin hergestellt werden. Mit dieser Menge der aufputschenden Droge verdienten sich die deutschen, vietnamesischen sowie chilenischen Angeklagten eine goldene Nase: Der illegale Drogenmarkt gibt dafür einen Verkaufspreis von über einer Million Euro her.


Juliane Ziegler


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