Neuer Ärger um Pradaxa®

US-Anwälte planen Sammelklage

Berlin - 21.02.2012, 14:45 Uhr


Der Pharmakonzern Boehringer Ingelheim muss sich möglicherweise auf eine Sammelklage einstellen: Im Internet suchen Anwälte in den USA derzeit Betroffene, die nach der Einnahme des Gerinnungshemmers Dabigatran (Pradaxa®) innere Blutungen oder andere Nebenwirkungen erlitten haben. Den betroffenen Patienten könnte ein erheblicher finanzieller Ausgleich zustehen, locken die Juristen.

Die Anwälte der amerikanischen Kanzlei Cates Law in Illinois kündigen auf der Internetseite pradaxalaw.com Schadensersatzforderungen für den Fall an, dass „wir herausfinden, dass der Hersteller von Pradaxa, Boehringer Ingelheim, nicht ordnungsgemäß die Sicherheit und Effizienz von Pradaxa untersucht hat, und Sie unter den Versäumnissen der Firma gelitten haben“.  Um möglichst viele Informationen zu Krankengeschichten zu bekommen, bieten die Anwälte auch Gespräche ohne Honorarforderung an. Im Gegenzug könnte die Kanzlei bei erfolgreicher Klage an den Schadensersatzzahlungen beteiligt werden.

Um den Gerinnungshemmer Pradaxa® hatte es in den vergangenen Monaten viele Diskussionen gegeben. Weltweit meldeten Ärzte rund 260 Verdachtsfälle tödlicher innerer Blutungen – vier davon in Deutschland. Boehringer weist jedoch jede Kritik an der Wirksamkeit und Sicherheit des Gerinnungshemmers von sich. 

Im November 2011 gab das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) bekannt, dass ein kausaler Zusammenhang zwischen den vier in Deutschland gemeldeten Todesfällen und der Einnahme des Gerinnungshemmers bestehe. Dennoch konnte das Institut anhand der vorliegenden Daten nicht erkennen, dass der Einsatz von Dabigatran mit höheren Risiken verbunden sei als der anderer Gerinnungshemmer. Sowohl BfArM als auch die Anwälte der Kanzlei Cates Law warnen Patienten davor, das Medikament ohne Rücksprache mit dem Arzt abzusetzen: Das Risiko, ein lebensbedrohliches thromboembolisches Ereignis – einen Schlaganfall oder eine Lungenembolie – zu erleiden, könnte sich in diesem Fall erhöhen.


Juliane Ziegler


Das könnte Sie auch interessieren

Direkter Thrombin-Inhibitor erhöht das Risiko schwerer Blutungen

Gefährlicher „Blutverdünner“ Dabigatran?

Klagen wegen Pradaxa-Nebenwirkungen

Boehringer setzt sich zur Wehr

Staatsanwaltschaft lehnt Anzeige ab – Nutzen-Risiko-Verhältnis von Pradaxa® positiv

Kein Strafverfahren gegen Boehringer