Korruption im Gesundheitswesen

KKH-Allianz ermittelte 2011 gegen 65 Apotheker

Berlin - 23.02.2012, 17:05 Uhr


Im vergangenen Jahr hat das Ermittlerteam der KKH-Allianz, das Betrügern im Gesundheitswesen auf der Spur ist, 589 neue Fälle aufgedeckt. Zudem konnte die Kasse 2011 Forderungen in Höhe von 934.000 Euro im Zusammenhang mit Abrechnungsbetrug erheben. Die zweitgrößte Schadenssumme kam – nach den Krankenhäusern (222.495,12 Euro) – bei den Apotheken zusammen: 174.791,66 Euro wurden von ihnen eingefordert.

In 146 der aufgedeckten Fälle ermittelte die KKH-Allianz gegen Krankengymnasten bzw. Physiotherapeuten. Die in diesem Bereich für das Jahr 2011 eingeforderte Rückforderungssumme liegt bei 124.786,30 Euro. Im Apothekenbereich wurden die Ermittler am zweithäufigsten, nämlich in 65 Fällen tätig. Zu ihnen gehörte der Berliner Apotheker, der in großem Umfang Verordnungen von HIV-Präparaten abrechnete, stattdessen aber billigere Arzneimittel oder Bargeld ausgab. Geschätzter Schaden für alle gesetzlichen Kassen: elf Millionen Euro. 

Mit 55 Ermittlungsfällen rangiert bei den KKH-Allianz-Ermittlern der Bereich der häuslichen Pflege auf Rang drei der meisten Ermittlungsfälle (Forderungshöhe: 38.542,16 Euro). Ärzte landeten mit 52 Fällen auf Platz vier (Forderungshöhe: 89.420,49 Euro) und auf Platz fünf befinden sich die Fälle der unzulässigen Zusammenarbeit zwischen Leistungserbringern. 

Die Zahlen der KKH-Allianz sind laut Dr. Anke Martiny, Vorstandsmitglied bei Transparency International Deutschland, jedoch nur die Spitze des Eisberges. Die Antikorruptionsorganisation folgt in ihrer Einschätzung des Gesamtschadens der Analyse des European Healthcare Fraud and Corruption Networks (EHFCN), das für Deutschland von einer Summe von 13,5 Milliarden Euro pro Jahr ausgeht.

Fast 10.000 Fälle haben die Ermittler seit Bestehen des Teams mit dem offiziellen Namen „Prüfgruppe Abrechnungsmanipulation“ aufgedeckt. „Leider kommt es längst nicht in allen Fällen zu einer adäquaten Strafverfolgung“, sagt der KKH-Allianz-Chef Kailuweit. Er begründet dies unter anderem damit, dass „die Ermittlungsbehörden personell nicht gut genug ausgestattet“ sind, um den sehr komplexen Themengebieten ihrer Arbeit bestmöglich nachzugehen. „Außerdem mangelt es zu oft an Spezialwissen“, so Kailuwait. Der Kassenchef schlägt daher mehr Ressourcen und  bundesweite Fortbildungsangebote für Staatsanwälte vor. Ein weiterer Ansatz für ihn: mehr Transparenz. Den Versicherten sollte eine Patientenquittung unaufgefordert und nicht nur auf Antrag zur Verfügung gestellt werden.


Juliane Ziegler


Das könnte Sie auch interessieren

KKH Allianz ermittelt bei Verdacht der Abrechnungsmanipulation

65 Apotheker im Visier

440.000 Euro wurden zurückgeholt

Betrug bei der KKH

Betrug im Gesundheitswesen

KKH-Allianz meldet Rekordschaden

Korruption im Gesundheitswesen

Betrüger sind immer einen Schritt voraus

Abrechnungsbetrug im Gesundheitswesen

Apotheker bringen KKH um 1,2 Millionen Euro

KKH ermittelt wegen Abrechnungsbetrug – und holt sich 1,1 Millionen Euro zurück

Apotheken verursachen den größten Schaden