Potenzmittel

Nashorn aus Museum gestohlen

Offenburg - 23.02.2012, 10:33 Uhr


Vier Diebe haben am 18. Februar im Stadtmuseum von Offenburg die beiden Hörner eines Spitzmaulnashorns gestohlen. Das Diebesgut hat einen Schwarzmarktwert von etwa 50.000 Euro, weil es in China und Südostasien als Aphrodisiakum und als Allheilmittel gegen sonst unheilbare Krankheiten, z.B. gegen Krebs, begehrt ist.

Das Angebot synthetischer Potenzmittel hat bei Asiaten die Nachfrage nach „natürlichen“ Potenzmitteln nicht gemindert, obwohl diese sehr viel teurer sind. Die irrige Ansicht, dass Nashornpulver auch Krebs heilen könne, hat in den letzten Jahren die Nachfrage sogar noch gesteigert und die Preise in schwindelnde Höhen wachsen lassen. Interpol gibt den Preis für ein einziges Nashorn, je nach Größe, mit 25.000 bis 200.000 Euro an. Ein Kilogramm kann über 50.000 Euro einbringen.

Das Spitzmaulnashorn (Diceros bicornis) ist in Ost- und Südafrika beheimatet, wo der Bestand heute auf knapp 5000 Tiere geschätzt wird; seine beiden Hörner – das Nasalhorn und das etwas kürzere Frontalhorn – sitzen hintereinander auf der Nase und der Stirn. Das Offenburger Museumsstück, das zur Trophäensammlung des Großwildjägers Hermann Cron (1885-1946) gehört, und bestand aus Kopf und Hals und hing an der Wand. Die Diebe rissen es herunter, schlugen mit einem Vorschlaghammer die beiden Hörner ab und ließen den Rest zurück (s. Foto).

Auch in mehreren anderen Museen haben Diebe in den letzten Jahren Nashörner gestohlen. Die meisten Naturkundemuseen haben deshalb die originalen Tiere in ihre Magazine geschafft und in ihren Ausstellungen durch Repliken ersetzt, wie Johanna Eder, Leiterin des Stuttgarter Naturkundemuseums, mitteilte. Dagegen stellen viele kleinere Museen und Schlösser neben anderen Jagdtrophäen und Tierpräparaten immer noch Nashörner aus und locken damit die Diebe an. Auch Kunst- und Gebrauchsgegenstände, die aus der „Arzneidroge“ Nashorn hergestellt wurden, sind potenzielles Diebesgut, weil der Schwarzmarktwert sich allein nach dem Gewicht, nicht nach dem Aussehen des Nashorns bemisst.


Dr. Wolfgang Caesar