Psychopharmakologie

LSD – Renaissance eines Psychopharmakons?

Trondheim - 13.03.2012, 15:20 Uhr


Lysergsäurediethylamid (LSD), die Droge der Hippies in den 60er Jahren, war auch der Wirkstoff des von der Firma Sandoz hergestellten Arzneimittels Delysid zur Behandlung psychiatrischer Krankheiten. Wegen des exzessiven – teilweise tödlichen – Missbrauchs von LSD als Rauschdroge nahm Sandoz das Mittel zwar schon 1966 in den USA und bald darauf auch in Europa vom Markt, doch möglicherweise winkt ihm jetzt eine Renaissance.

Bereits in den 50er Jahren hatten Ärzte, die Alkoholiker mit LSD therapierten, eine Heilungsrate von etwa 50 Prozent festgestellt, während sie bei den Anonymen Alkoholikern nur etwa 10 Prozent betrug. Die norwegischen Wissenschaftler Krebs und Johansen, Trondheim, haben nun eine Metaanalyse von sechs kontrollierten Studien aus den 60er Jahren durchgeführt, an denen insgesamt 536 alkoholkranke Patienten teilgenommen hatten. Den Patienten, die LSD erhalten hatten, ging es nach der Therapie signifikant besser als den Patienten in den Kontrollgruppen, und auch die Rate der dauerhaften Abstinenz war signifikant größer. 

Die Forscher erklären den Effekt von LSD damit, dass es den Patienten einen neuen Blick auf das eigene Verhalten ermöglicht, also im positiven Sinne bewusstseinserweiternd wirkt. Im Gegensatz zum kurzen Rausch sei dieser Effekt jedoch dauerhaft. Manchmal reiche eine einzige Gabe von LSD aus, um das Leben eines suchtkranken Menschen zu verändern. 

Pharmakologen und Suchtexperten warnen zwar vor verfrühten Hoffnungen, dass LSD bald zur Therapie des Alkoholismus zugelassen werden könnte, fordern aber weitere Untersuchungen, um die Wirksamkeit und Sicherheit besser einschätzen zu können. Denn wegen seiner weiten Verbreitung schädigt Alkohol die Bevölkerung in den Industrieländern mehr als jede andere Droge, und es gibt immer noch keine zufrieden stellende Therapie.

Quelle: Krebs TS, Johansen PØ. Lysergic acid diethylamide (LSD) for alcoholism: meta-analysis of randomized controlled trials. J Psychopharmacol, March 8, 2012. 


Dr. Wolfgang Caesar


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