Welt-Parkinson-Tag

Psychische Begleiterkrankungen stärker beachten

Berlin - 11.04.2012, 16:10 Uhr


Heute ist Welt-Parkinson-Tag. Seit 1997 ist der 11. April der Krankheit gewidmet, deren Symptome erstmals 1817 vom englischen Arzt James Parkinson beschrieben wurden. In Deutschland gibt es derzeit circa 240.000 bis 280.000 Parkinson-Erkrankte. Schätzungen zufolge könnte sich diese Zahl bis zum Jahr 2040 verdoppeln.

Laut Facharztverbänden und Patientenorganisationen sind Parkinson-Patienten heute bei der Erstdiagnose im Durchschnitt 60 Jahre alt – die Erkrankung beginnt jedoch zumeist deutlich früher. Bei jedem zwanzigsten Patienten macht sich das Leiden bereits zwischen dem 20. und dem 40. Lebensjahr – wenn auch unspezifisch – bemerkbar. Patienten leiden häufig jahrelang an Schlafstörungen, Obstipation und Depressionen, bevor sich die Parkinson-Erkrankung mit den typischen Symptomen aus verlangsamten Bewegungsabläufen, einer erhöhten Muskelsteifheit und Zittern äußert und sicher erkannt werden kann.

Nach wie vor ist eine Parkinson-Erkrankung nicht heilbar, die derzeitige Behandlung kann jedoch die Lebensqualität der Patienten verbessern und eventuell ein Voranschreiten der Krankheit verzögern. Die Ursache für Morbus Parkinson ist eine langsam fortschreitende degenerative Erkrankung des Nervensystems. Vorwiegend in der Substantia nigra des Gehirns sterben dopaminerge Nervenzellen ab. Als Teil der Basalganglien sind die Nervenzellen der Substantia nigra an der Regulation und Prozessierung von motorischen und nicht-motorischen Handlungsabläufen sowie an der Unterdrückung von Handlungsmustern beteiligt.

Das wichtigste Arzneimittel zur Behandlung ist immer noch das aus den 60er Jahren stammende Levodopa, das physiologisch im Gehirn zu Dopamin umgewandelt wird und so den Mangel des Neurotransmitters ausgleicht. Neben Levodopa stehen noch Dopaminagonisten sowie Hemmstoffe der dopaminabbauenden Enzyme (COMT und MAO) zur Verfügung. Neben der Behandlung des Dopaminmangels sollte nach Meinung von Dr. Wolfgang Jost, Vorsitzender der Deutschen Parkinson Gesellschaft, noch stärker auf eine individuelle Behandlung vor allem der psychischen Begleiterkrankungen Wert gelegt werden: Depressionen, Angstzustände und Demenzerscheinungen beeinträchtigen die Lebensqualität meist mehr als die Bewegungsstörungen, so Jost.

Die Deutsche Parkinson Vereinigung sieht noch viele weitere Möglichkeiten, die Versorgung der Betroffenen zu verbessern: So führten etwa lange Wartezeiten bei spezialisierten Neurologen und die Beschränkung auf wenige spezialisierte Zentren in Deutschland zu verzögerten Diagnosen und beschwerlichen Anfahrtswegen für die Patienten.

Mit dem heutigen Welt-Parkinson-Tag beginnen deutschlandweit Aktionstage und Veranstaltungen, die über Morbus Parkinson aufklären sollen.

Lesen Sie auch den Bericht zum Welt-Parkinson-Tag „Mit dem Zittern leben“  in der DAZ 14/2012 S. 90


Almuth Schmidt