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NDR-Sendung über Pharma und Apotheken
„Häufig gar nicht oder schlecht beraten“
Ein niederschmetterndes Ergebnis des NDR-Apothekenchecks: Ein Stichproben-Test in 15 Hamburger Apotheken zeigte, dass mehr als die Hälfte der Apotheken die Testkäufer schlecht oder gar nicht beraten hatte.
Der Pharmazeut Prof. Gerd Glaeske, Uni Bremen, nahm im Auftrag des NDR die Bewertung der Tests vor: „Unkommentiert werden mengenweise Schmerzmittel verkauft. Ich halte das für unverantwortlich und bin wirklich fassungslos“, so Glaeske, „da muss doch die Frage gestellt werden werden: 'Was machen Sie mit all diesen Arzneimitteln?' Ich halte das für eine einzige Katastrophe.“ Vor diesem Hintergrund dürfe man sich nicht wundern, wenn es Sicherheitsprobleme im Bereich der Schmerzmittel gebe und wenn der Gesetzgeber Maßnahmen ergreifen müsse.
Formigran beispielsweise wurde ohne jede Beratung über den HV geschoben, gleich mehrere Paracetamol-Packungen und andere analgetische Wirkstoffe enthaltende Schmerzmittel wurden ohne jede Nachfrage abgegeben. Die Vertreterin der ABDA, Dr. Christiane Eckert Lill, konnte vor der Kamera nur ihr Bedauern über diese unzureichende Beratung ausdrücken: „Das ist bedauerlich, weil wir eigentlich schon die Aufgabe des Apothekers darin sehen, die Kunden adäquat zu beraten. Das muss verbessert werden.“
Unter der Überschrift „Patienten, Pillen und Profite: Die Tricks der Pharmaindustrie“ befasste sich die Sendung des NDR aber nicht nur mit der Apothekenberatung. Die Arzneimittelpreise standen genauso in Fokus (in Deutschland waren die gekauften OTC-Arzneimittel am teuersten) wie die vermeintliche Notwendigkeit von Vitaminpräparaten (der NDR: die „Vitaminlüge“) oder sogenannten Grippemitteln (Glaeske: Grippemittel in dem Sinne gibt es nicht).
Das Fazit der NDR-Sendung:
- Arzneimittel sind zu teuer, die Beratung zu schlecht
- Viele OTC-Arzneimittel sind oft nutzlos
- Die Pharmawerbung für OTC ist Quatsch
- Vitaminpillen sind gefährlich
Hamburg - 24.04.2012, 08:55 Uhr