Amorfrutine – Naturstoffe mit antidiabetischem Potenzial?

Amorfrutine sind Bibenzyl-Derivate und gehören damit zu den Stilbenoiden. Benannt sind sie nach dem nordamerikanischen Bastardindigo Amorpha fruticosa, aus dem sie vor über 30 Jahren isoliert wurden. Sie kommen auch in der offizinellen Süßholzwurzel vor, die wie der Bastardindigo ein Schmetterlingsblütler ist (Familie Fabaceae, Unterfamilie Faboideae). Bei den Amorfrutinen fiel zuerst nur ihre antimikrobielle Aktivität auf. Nun hat die Gruppe um Sauer in experimentellen Studien mit diabetischen Mäusen nachgewiesen, dass sie auch den Blutzuckerspiegel senken.

Auch den Wirkungsmechanismus der Amorfrutine haben die Forscher am Max-Planck-Institut geklärt: Sie stimulieren den Transkriptionsfaktor PPARγ und verbessern dadurch indirekt die Insulinsensitivität von Skelettmuskelzellen, Fettgewebe und Leber. Dies wiederum führt zu einer Senkung des Blutzuckerspiegels und des HbA_1c-Wertes. Die Stimulation von PPARγ ist auch das Wirkprinzip der Glitazone, von denen in Deutschland derzeit nur Pioglitazon auf dem Markt ist.

Sauer sagte in einer Pressemitteilung seines Instituts vom 17. April: „Die Amorfrutine könnten als funktionelle Nahrungsergänzungsmittel angewendet werden oder als milde, individuell auf den Patienten abgestimmte Heilmittel.“ Bis die nahrungsmittel- oder arzneimittelrechtlichen Hürden genommen sind, dürfte allerdings noch viel Zeit vergehen. Den technischen Teil des Projekts, die Isolierung der Amorfrutine aus ihren Stammpflanzen, meinen die Forscher hingegen schon gelöst zu haben.

Quelle: Weidner C, et al. Amorfrutins are potent antidiabetic dietary natural products. Proc Nat Acad Sci USA 2012 April 16 (Epub ahead of print).