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Krebs-Arzneimittel
AOK-Mitarbeiter unter Betrugsverdacht
Zwei Mitarbeiter der AOK Nordwest, die an einem groß angelegten Betrug zulasten von Pharmaunternehmen mitgewirkt haben sollen, stehen seit Freitag in Lübeck vor Gericht. Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft: Sie sollen zwischen 2004 und 2008 einen Lübecker Apotheker gezielt aufgefordert haben, Ärzte widerrechtlich mit teuren Krebsmedikamenten zu Klinikpreisen zu versorgen.
Die Angeklagten – zwei 48 und 53 Jahre alte Beratungsapotheker der Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) Nordwest – wiesen diese Anschuldigungen gleich zu Prozessbeginn zurück. Das deutsche Preissystem für Medikamente sei eben kompliziert, sagte einer der Beschuldigten. Von Betrugshandlungen Dritter hätten sie beide nichts gewusst. Wenn sich die Vorwürfe bestätigen, hätte allein die Krankenkasse von dem Betrug profitiert. Die Angeklagten hätten sich nachweislich nicht bereichert, betonte die Verteidigung. Der beteiligte Apotheker ist letzten Sommer bereits zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden.
Hintergrund des Betrugsfalles ist das in Deutschland geltende Zwei-Preis-System für Medikamente, das Kliniken finanziell entlasten soll. Dabei kostet ein und dasselbe Präparat deutlich weniger, wenn es für die Krankenhausversorgung bestimmt ist, als wenn es über den Ladentisch verkauft wird. Dieses System wird von Apothekerverbänden seit Jahren als betrugsfördernd kritisiert. Der Prozess wird am 9. Mai fortgesetzt.
Lübeck - 27.04.2012, 15:03 Uhr