Neue MS-Leitlinie

Immunmodulatorische Therapien

28.04.2012, 10:40 Uhr


Für die verlaufsmodifizierende Therapie der schubförmig-remittierenden Multiplen Sklerose (MS) sind derzeit in Deutschland derzeit mehrere Substanzen zur Basistherapie zugelassen. In den neuen MS-Leitlinien wird der Einsatz dieser Präparate gemäß der vorliegenden Studienevidenz wie folgt beurteilt:

- Beginn einer immunmodulatorischen Therapie mit einem rekombinanten Interferon beta-Präparat oder Glatirameracetat, möglichst frühzeitig nach Diagnosestellung bei aktivem Verlauf. Zwei große, prospektive Vergleichsstudien haben die Gleichwertigkeit von Glatirameracetat und Interferon beta in der Basistherapie der schubförmig-remittierenden Multiplen Sklerose bestätigt.

- In Abhängigkeit von der individuellen Situation kommen weitere Substanzen, wie Azathioprin oder Immunglobuline, für die Basistherapie infrage.

- Die monatliche Immunglobulingabe (Dosierung 0,2 – 0,4g pro kg KG) zur Schubprophylaxe während der Schwangerschaft und Stillperiode wird derzeit als „möglicherweise effektiv" eingestuft.

- Der therapeutische Nutzen einer immunmodulatorischen Therapie kann klinisch im Allgemeinen frühestens nach etwa zwölf Monaten abgeschätzt werden. Die quantitative Erfassung klinischer Befunde anhand etablierter Skalen (EDSS und MSFC) sollte unter der Therapie in den ersten beiden Jahren alle drei Monate und bei Stabilisierung im Weiteren alle sechs Monate erfolgen. MRT-Kontrolluntersuchungen sollten als ergänzende Untersuchung bei Verdacht auf Therapieversagen durchgeführt werden.

- Die neueren Wirkstoffe Natalizumab und Fingolimod sind nur dann indiziert, wenn eine hochaktive schubförmige MS trotz Behandlung mit einem Basistherapeutikum weiterhin hohe Krankheitsaktivität zeigt, oder wenn die Erkrankung einen besonders rasch fortschreitenden und schweren Verlauf nimmt.

Die neue Leitlinie steht ab sofort auf den Webseiten der Organisation (www.dgn.org) und des Krankheitsbezogenen Kompetenznetzes Multiple Sklerose (KKNMS) zum Download bereit.


Dr. Bettina Hellwig