Synästhesie

Wenn Zahlen farbig schmecken

München - 08.06.2012, 11:03 Uhr


Manche Menschen schmecken Wörter oder sehen Zahlen in Farbe. Die verstärkten Sinnesverknüpfungen bei diesen Synästheten entstehen durch vermehrte funktionelle Koppelung zwischen bestimmten Hirnregionen, wie jetzt Neurowissenschaftler der TU München und vom Forschungszentrum Jülich herausgefunden haben.

Im menschlichen Gehirn gibt es Netzwerke verknüpfter Hirnregionen, die jeweils für spezielle Aufgaben zuständig sind. Diese Netzwerke sind bereits unter Ruhebedingungen gekoppelt, also auch dann, wenn die betreffende Person nur mit geschlossenen Augen im Kernspintomographen liegt.

Aus früheren Untersuchungen mit funktioneller Kernspintomographie weiß man, dass bei Menschen mit Synästhesie während der Verarbeitung von visuellen Eindrücken eine bestimmte Hirnregion stärker aktiviert ist.

Die Neurowissenschaftler sind nun der Frage nachgegangen, wie sich die gekoppelten Ruhe-Netzwerke bei Synästheten darstellen. Dazu erfassten sie zunächst durch psychologische Tests verschiedene Aspekte der individuellen Wahrnehmungen von zwölf Synästheten. Anschließend analysierten sie in einer zehnminütigen Messung mit funktioneller Kernspintomographie deren Hirnruhezustand. Dabei stellten die Wissenschaftler fest, dass bei Synästheten die Netzwerke unter Ruhe vielfach stärker verknüpft sind als bei Nicht-Synästheten. Zudem ist die Kopplung umso stärker ausgeprägt, je stabiler die synästhetischen Wahrnehmungen der einzelnen Probanden sind.

Literatur: Riedl, V., et al.; J. Neurosci. 2012; Online: doi: 10.1523/ JNEUROSCI.5401-11.2012


Dr. Bettina Hellwig