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Studie zur Gesundheit Erwachsener
Datenfutter für die Präventionsstrategie
Deutschland hat sich untersuchen lassen: 7.328 Personen zwischen 18 bis 79 Jahren haben in den letzten vier Jahren an einem Gesundheitsmonitoring des Robert Koch-Instituts (RKI) teilgenommen – heute wurden die ersten Ergebnisse dieses Erwachsenen-Gesundheitssurveys vorgestellt. Ernüchternd ist: Ein knappes Viertel der Deutschen ist stark übergewichtig.
Die heute in Berlin vorgestellten Daten sind nur bedingt überraschend – aber sie sind handfest und sollen unter anderem ein Ansatz für Präventionsmaßnahmen sein. Zuletzt wurde eine solch umfassende Erhebung vor mehr als zehn Jahren durchgeführt. Nun lassen sich Vergleiche ziehen: Während sich der Anteil der Übergewichtigen (67,1 Prozent bei Männern, 53 Prozent bei Frauen) gegenüber 1998 kaum verändert hat, ist bei der Fettleibigkeit der Männer sowie allgemein im jungen Erwachsenenalter ein deutlicher Anstieg zu erkennen. 23,3 Prozent der untersuchten Männer waren adipös, hatten also einen Body-Mass-Index von über 30. Im letzten Survey waren es nur 18,9 Prozent. Bei den Frauen ist der Anteil nur leicht von 22,5 Prozent auf 23,9 Prozent gestiegen.
Ein scharfes Auge wurde auf die psychische Gesundheit der Deutschen geworfen. Das Thema wurde in einem Zusatzmodul bei 5.318 Teilnehmenden vertieft. Es stellte sich heraus: 8,1 Prozent der Studienteilnehmer berichteten von aktuellen Symptomen einer Depression. 1,5 Prozent gaben an, dass ein Arzt oder Psychotherapeut bei ihnen in den letzten zwölf Monaten ein Burn-out-Syndrom festgestellt hat.
Als gesundheitspolitisch relevant gelten auch die Daten zur Prävalenz des Diabetes mellitus. 7,2 Prozent der Studienteilnehmer berichteten, an Diabetes erkrankt zu sein. Dies sind 2 Pozentpunkte mehr als im letzten Gesundheitssurvey. Zur Einschätzung eines bislang unerkannten Diabetes wurden zudem der Blutzucker sowie der Anteil des an Zucker gebundenen Hämoglobins (HbA1c) bestimmt. Das Ergebnis: Die Prävalenz des bislang unerkannten Diabetes liegt bei 0,7 bis 2,1 Prozent – je nachdem, ob Blutzucker und HbA1c getrennt oder in Kombination betrachtet werden. Übereinstimmend mit Ergebnissen aus vergleichbaren internationalen Studien liegen diese Werte niedriger als bisherige Einschätzungen durch den „oralen Glukosetoleranztest“.
Ein weiterer Aspekt der Studie ist die körperliche Aktivität. Die Studienergebnisse zeigen, dass etwa die Hälfte der Deutschen regelmäßig mindestens einmal pro Woche sportlich aktiv ist. Ende der 1990er Jahre lag der Wert bei Männern um 14,1 Prozentpunkte tiefer, bei Frauen um 16 Prozentpunkte. Allerdings erreichen nur 25,4 Prozent der Männer und 15,5 Prozent der Frauen die von der WHO empfohlene körperliche Mindestaktivitätszeit von 2,5 Stunden pro Woche.
Dr. Bärbel-Maria Kurth, Leiterin der Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsberichterstattung am RKI, betont, dass diese ersten Zahlen nur „die Spitze des Eisbergs“ seien. Es werden noch zahlreiche weitere Ergebnisse ans Tageslicht kommen – doch die Auswertung dauert noch eine Weile.
Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr will die frischen Daten nutzen: Sie seien eine wichtige Grundlage für die Politik – nicht zuletzt für die lange angekündigte Präventionsstrategie der Regierungskoalition, die nun im kommenden Herbst vorgelegt werden soll. Bahr betonte, dass er „keine Politik des erhobenen Zeigefingers“ betreiben wolle. Er will den Menschen vermitteln: „Gesundheitsbewusstsein macht Lust und Laune“ – Krankheit dagegen „nervt“. Heute Abend will der Minister seine Bewegungsfreude unter Beweis stellen: Zusammen mit anderen Mitarbeitern aus dem Bundesgesundheitsministerium wird er an einem 5 x 5 km Team-Staffellauf durch den Berliner Tiergarten teilnehmen.
Berlin - 14.06.2012, 15:04 Uhr