TK-Gesundheitsreport 2012

Psychische Störungen nehmen zu

Berlin - 26.06.2012, 15:03 Uhr


Im Jahr 2011 waren beschäftigte TK-Versicherte durchschnittlich zwei Tage wegen einer psychischen Diagnose krankgeschrieben. Das geht aus dem Gesundheitsreport hervor, den die Techniker Krankenkasse heute in Berlin vorstellte. Danach sind die psychisch bedingten Fehlzeiten auch im vergangenen Jahr deutlich angestiegen (+ 6,3 %).

Auch der Trend des allgemeinen Krankenstand hat sich im vergangenen Jahr bestätigt: Er lag mit 3,51 Prozent leicht über dem Vorjahresergebnis (2010: 3,36 %). Durchschnittlich waren die Beschäftigten 12,79 Tage krankgeschrieben – Frauen mit 14,21 Tagen etwas häufiger als Männer mit 11,79 Tagen. Mit dem Anstieg psychischer Störungen ging auch ein deutlicher Anstieg der Psychopharmaka-Verordnungen einher. Gut 17 Tage im Jahr 2011 wurden den Beschäftigten Arzneimittel zur Behandlung des Nervensystems verordnet. Das sind rund 7 Prozent mehr als 2010 und über 50 Prozent mehr als noch 2006.

Den Schwerpunkt des diesjährigen Gesundheitsreports bildet der Risikofaktor Mobilität. Zwar seien Berufspendler – rund 45 Prozent der Beschäftigten – insgesamt weniger krankgeschrieben als wohnortnah Beschäftigte (12,65 vs. 12,86 Arbeitsunfähigkeitstage), erklärte der TK-Vorstandsvorsitzende Norbert Klusen. Sie hätten allerdings häufiger und langwierigere psychische Probleme (2,18 vs. 1,92 Arbeitsunfähigkeitstage). Auch die betriebliche Gesundheitsförderung müsse sich künftig den Anforderungen einer immer mobileren und flexibleren Arbeitswelt widmen.

Bei der TK habe man das Problem der zunehmenden Arbeitsbelastungen auch nicht zur Gänze gelöst, gestand Klusen, der nach 19 Jahren als TK-Chef heute zum letzten Mal in dieser Funktion eine Pressekonferenz abhielt. Er selbst habe sein Handy 24 Stunden am Tag eingeschaltet, „ich bin also kein gutes Vorbild, was das angeht“. Dennoch versuche man durch verschiedene Modelle, die Mitarbeiter zu unterstützen, beispielsweise durch flexible Arbeitszeiten. „Und sollte jemand eine Auszeit für die Pflege eines Angehörigen benötigen, können auch längere Auszeiten genommen werden.“

Wichtig für ein effektives betriebliches Gesundheitsmanagement sei es, die Interessen der Arbeitnehmer und des Unternehmens gleichermaßen zu berücksichtigen, erklärte Christian Welzel, Geschäftsführer bei Aktivital. Der Entwickler eines mobilen Gesundheitstrainings für mobile Beschäftigte hält all jene betrieblichen Trainingslösungen für sinnvoll, die sich einfach in den Tages- und Arbeitsalltag integrieren lassen: beispielsweise 15-minütige Trainingseinheiten am Arbeitsplatz – zur Stärkung des Rückens. „Daran beteiligen sich bei uns 50 Prozent der Belegschaft“, so Welzel. Letztlich liege die Verantwortung für ein gutes Gelingen ebenso bei den Unternehmen wie bei den Beschäftigten.


Juliane Ziegler