Adipositas bei Typ-2-Diabetes

Empfehlungen aus Leitlinien weitgehend deckungsgleich

Köln - 21.07.2012, 10:43 Uhr


Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat die Ergebnisse einer Recherche evidenzbasierter Leitlinien zur Behandlung von Adipositas bei Diabetes mellitus Typ 2 veröffentlicht. Die Empfehlungen stimmen weitgehend überein, so das Fazit.

Ziel des Berichts ist es, aus aktuellen, methodisch hochwertigen Leitlinien diejenigen Empfehlungen zu identifizieren, die für ein mögliches neues Modul Adipositas im Disease-Management-Programm (DMP) Diabetes mellitus Typ 2 von Bedeutung sein könnten.

Wie die Wissenschaftler bei der Auswertung der Leitlinien feststellten, stimmen deren Empfehlungen für die Behandlung von Menschen mit Typ-2-Diabetes, die zudem stark übergewichtig sind, weitgehend überein: Generell werden neben einer Gewichtsreduktion auch Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie angeraten. Einige Leitlinien nennen ab einem bestimmten Body Mass Index (BMI) zudem Medikamente (BMI 27 kg/m²) oder eine Operation, also beispielsweise einen Magenbypass (BMI ≥ 35 kg/m²), als Therapieoption. Die Stärke der Empfehlung, also die sinngemäße Aussage, ob die jeweilige Intervention eingesetzt werden "könnte", "sollte" oder "müsste", fällt in den einzelnen Leitlinien allerdings unterschiedlich aus. Verschieden ist auch der "Level of Evidenz". Damit ist das Ausmaß gemeint, in dem Empfehlungen durch Studienergebnisse hinterlegt sind.

Dem Auftrag des G-BA gemäß, hat das Institut nicht nur Leitlinien, sondern auch systematische Übersichten recherchiert und ausgewertet. Ziel war es dabei, die Empfehlungen der Leitlinien mit den Aussagen der Übersichten, also der wissenschaftlichen Evidenz aus Studien, abzugleichen. Allerdings konnte das IQWiG keine Übersichten identifizieren, die auf den Ergebnissen methodisch hochwertiger Studien basieren und die relevante Ergebnisse für die Behandlung von Menschen zusammenfassen, die sowohl an Typ-2-Diabetes als auch an Adipositas erkrankt sind.

In den systematischen Übersichten werden überwiegend Stoffwechselparameter, aber keine patientenrelevanten Endpunkte, also beispielsweise Erblindung oder Amputation berichtet. Das heißt, dass die Aussagen in den Leitlinien größtenteils nicht durch Evidenz aus systematischen Übersichten gestützt sind.


Dr. Bettina Hellwig


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