Kleine Anfrage zur alternden Gesellschaft

Demografie ist kein Kostentreiber

Berlin - 25.07.2012, 09:34 Uhr


Die Menschen in Deutschland werden immer älter – auch wegen der guten medizinischen Versorgung. Doch wie groß ist der Einfluss der Alterung auf die Ausgabenentwicklung im Gesundheitswesen? Das wollte die SPD-Bundestagsfraktion von der Bundesregierung wissen. Diese hat nun geantwortet: Es ist vor allem der medizinisch-technische Fortschritt, der die Ausgaben in die Höhe treibt.

„Die demografische Entwicklung hatte in den letzten 30 Jahren einen eher untergeordneten Erklärungsanteil an der beobachteten Ausgabenentwicklung im Gesundheitswesen“, schreibt die Bundesregierung in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der SPD-Fraktion. Allerdings müsse man berücksichtigen, dass sich die zukünftige demografische Entwicklung auch auf die Einnahmeseite auswirke.

Was den medizinisch-technischen Fortschritt betrifft, sei sich die Wissenschaft einig, dass dieser „der wichtigste Erklärungsfaktor“ für die steigenden Ausgaben ist. Kontrovers diskutiert werde dagegen, wie dies in Zukunft aussehen wird – auch wenn klar ist, dass die Gesundheitsausgaben grundsätzlich weiter ansteigen werden. Allerdings, so die Regierung, dürfe man den medizinisch-technischen Fortschritt nicht einseitig als Ursache für Kostensteigerungen betrachten. So werde der zusätzliche Nutzen, der von medizinischen Innovationen ausgehe, vernachlässigt. Hierzu zählten neben einem längeren gesunden Leben auch eine bessere Lebensqualität während einer Krankheit sowie eine schnellere Rekonvaleszenz, die wiederum auch gesamtwirtschaftlich positive Effekte nach sich ziehe.

Die Bundesregierung sieht trotz der Aussichten auf weiter steigende Ausgaben nicht schwarz: Sie begegne den Herausforderungen des demografischen Wandels und des medizinischen Fortschritts unter anderem durch eine „nachhaltige Ausgestaltung der Finanzierung“, schreibt sie in ihrer Antwort. Mit einkommensunabhängigen Zusatzbeiträgen – inklusive Sozialausgleich – sei die GKV weniger anfällig gegenüber der demografischen Entwicklung als bei einer ausschließlich einkommensabhängigen Finanzierung.

Die SPD fragte zudem nach den Erkenntnissen, inwieweit Prävention und Gesundheitsförderung in den letzten 30 Jahren Kosten reduzieren konnten. Doch hier muss die Bundesregierung passen. Es lägen weder für Deutschland noch international Kosten-Nutzen-Analysen vor, die eine zusammenfassende Beurteilung ermöglichten. Für die Bereiche Prävention und Gesundheitsförderung fehle derzeit noch das adäquate wissenschaftlich-methodische Instrumentarium zur Durchführung von Kosten-Nutzen-Analysen. Daher gebe es nur wenige von der Bundesregierung geförderte Forschungsprojekte in diesem Bereich. Sie plane jedoch, in künftigen Forschungsfördermaßnahmen in den Bereichen Prävention, Gesundheitsförderung und Rehabilitation auch gesundheitsökonomische Analysen weiter zu integrieren.


Kirsten Sucker-Sket