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Hirntumoren
Genetische Veränderungen bei Krebszellen
Bei der Untersuchung des Erbguts kindlicher Hirntumoren entdeckten Forscher jetzt Erbgutveränderungen, die sowohl Angriffspunkte für neue Behandlungsstrategien aufzeigen als auch Informationen darüber liefern, wie bereits verfügbare Medikamente gezielter eingesetzt werden können.
Die häufigsten Hirntumoren bei Kindern sind Medulloblastome, an denen in Deutschland etwa hundert Kinder jährlich erkranken, sowie pilozytische Astrozytome, die jedes Jahr bei etwa 200 Kindern diagnostiziert werden. Der PedBrain-Tumor-Verbund, der von Heidelberger Forschern des Deutschen Krebsforschungsinstituts koordiniert wird, veröffentlichte nun gemeinsam mit zahlreichen Kooperationspartnern die Auswertung der ersten 125 Erbgut-Analysen von Medulloblastomen.
Ein hoher Prozentsatz – insbesondere unter den sehr bösartig verlaufenden – Medulloblastomen besitzt statt des normalen doppelten einen vierfachen Chromosomensatz. Medulloblastome werden je nach Aggressivität der Erkrankung in vier Gruppen eingeteilt. In den sehr schwierig zu behandelnden Tumoren der Gruppen 3 und 4 wies rund die Hälfte der untersuchten Tumoren diese Anomalie auf. Es ist nicht erwiesen, dass die überzähligen Chromosomen den Krebs auslösen, aber sie treten mit Sicherheit sehr früh im Verlauf der Krebsentstehung auf. Zellen mit vierfachem Chromosomensatz wurden bereits bei mehreren Krebsarten gefunden. Diese Erbgutanomalie birgt jedoch zugleich die Chance, die Tumoren spezifisch anzugreifen: Im Deutschen Krebsforschungszentrum wird derzeit in Kooperation mit der Firma Bayer Healthcare ein Wirkstoff entwickelt, der ganz gezielt das Wachstum von Zellen bremst, die mehr als zwei Chromosomensätze haben.
Erstmalig entdeckten die Tumorforscher beim Medulloblastom auch sogenannte Fusionsgene. Sie entstehen, wenn durch einen genetischen Unfall krebsfördernde Gene aneinandergelagert werden und dadurch neue Proteine entstehen. Solche Fusionsgene verursachen einige Krebserkrankungen, etwa die chronisch myeloische Leukämie (CML). Die Forscher konnten einige typische Gruppen von Mutationen definieren, die neue Strategien zur Bekämpfung des Medulloblastoms aufzeigen.
Literatur: Jones, D., et al.: Nature 2012, Online: doi:10.1038/nature11284
Heidelberg - 12.08.2012, 09:50 Uhr