GKV-Spitzenverband zu GmS-Entscheidung

Lanz: Apothekenlobby verteidigt verkrustete Strukturen

Berlin - 23.08.2012, 14:18 Uhr


Der deutsche Apothekenmarkt bedarf nach Auffassung des GKV-Spitzenverbandes „dringend“ einer Liberalisierung – insbesondere beim Versandhandel. Der Gemeinsame Senat der obersten Gerichtshöfe habe bei seiner gestrigen Entscheidung zum Nachteil der Patienten entschieden, erklärte GKV-Sprecher Florian Lanz.

Patienten in Deutschland sollten durchaus davon profitieren können, wenn Apotheken ein Arzneimittel günstiger anbieten können, so Lanz. Und die Apotheker sollten nicht Wettbewerbsbarrieren beim Versandhandel aufbauen, sondern lieber Vorschläge für Einsparungen im Gesundheitssystem machen.

Das letzte Wort sei zwar noch nicht gesprochen, weil die unterlegene Partei bereits angekündigt habe, Beschwerde bei der EU-Kommission einzureichen. Fakt sei allerdings, dass für die jetzt gefundene Rechtsklarheit die Patienten zahlen müssten, meint Lanz. In seinem Statement kritisiert er die Haltung der Apothekenvertreter: Statt die „Schutzzäune um die alten Strukturen immer wieder zu flicken“, sollten sie lieber nach vorne schauen und überlegen, wie die Versorgung ihrer Kunden so verbessert werden könne, dass sie ebenfalls etwas davon hätten.

Der Rechtsstreit offenbart aus Sicht des GKV-Sprechers das „grundsätzliche Problem“ der mangelnden Weiterentwicklung in der Arzneimittelversorgung: „Die Apothekenlobby verteidigt die verkrusteten Strukturen und tut so, als wäre es heute noch die Regel und nicht die Ausnahme, dass Arzneimittel vor Ort in der Apotheke hergestellt werden.“ Tatsächlich sei die Herstellung von Arzneimitteln aber längst ein internationales Geschäft von Pharmakonzernen. Auch seien die Arzneimittelbestellung im Internet und der Versandhandel kein „unsicherer neumodischer Kram“, sondern Teil des Wirtschaftslebens.


Juliane Ziegler