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Tschechien
Ketten verdrängen kleine Arzneimittelhändler
Trotz wirtschaftlicher Probleme wächst in Tschechien der Arzneimittelmarkt weiter. Die Umsätze der Apotheken haben 2011 nach Angaben des Instituts für medizinische Information und Statistik (UZIS) einen neuen Rekordwert erreicht. Dabei gewinnen große Ketten immer mehr Marktanteile.
Die Umsätze der Apotheken mit Arzneimitteln stiegen 2011 auf den Rekordwert von 2,6 Milliarden Euro. Das war nach Angaben des UZIS ein Plus von 1,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Damit bleibt der Apothekensektor attraktiv für Investoren. Die Zahl der Verkaufsstellen erreichte 2011 ebenfalls einen neuen Höchststand von 2.574. Das waren 83 Apotheken mehr als ein Jahr zuvor. Rund 3.900 Einwohner teilen sich eine Filiale. Nach Berechnungen des UZIS erzielte eine Apotheke in Tschechien 2011 einen durchschnittlichen Jahresumsatz von 840.000 Euro. Nach Untersuchungen des Marktforschungsinstituts GfK Incoma besucht jeder Tscheche pro Jahr etwa 14 mal eine Apotheke. Bei jährlich ausgestellten 74 Millionen Rezepten kommen auf jeden Einwohner sieben Abholscheine, auf denen im Durchschnitt zwei Arzneimittel verschrieben werden.
Trotz der steigenden Zahl der Verkaufsstellen sieht sich Tschechiens Apothekensektor einem Konzentrationsprozess ausgesetzt, heißt es in einem Bericht des Internetportals Tschechien online. Besonders die tschechisch-slowakische Investitionsgruppe Penta wolle ihre dominante Marktposition ausbauen. Zu der Holding gehören bereits 212 "Dr. Max"-Apotheken. In den kommenden zwei Jahren will Penta insgesamt bis zu 500 Apotheken im Land betreiben.
Die "Dr. Max"-Kette plane, etwa 30 der meistverkauften Präparate künftig selbst produzieren zu lassen, so der Bericht weiter. Auf diese Weise könnten Zwischenhändler ausgeschaltet und die Preise gesenkt werden. Den Anfang machen nach Informationen der Tageszeitung Hospodarske Noviny die beiden Schmerzmittel Ibuprofen und Paracetamol. "Dr. Max" werde die Arzneimittel in Großbritannien produzieren lassen und dann unter eigener Marke verkaufen. Die Medikamente sollen ein Drittel günstiger als bisher angeboten werden.
Diese Aktion könnte die Konsolidierung im tschechischen Apothekensegment beschleunigen, so der Bericht. Kleine und unabhängige Geschäfte würden dem Preisdruck nicht lange standhalten können, und die Ketten würden zunehmend den Markt beherrschen. Zweitgrößte Filialgruppe nach „Dr. Max“ sei Benu mit rund 120 Verkaufsstellen. Sie gehört zum deutschen Pharmahändler Phoenix.
Eine neue Apothekenkette baue das tschechische Unternehmen Pears Health Cyber auf. Das Unternehmen betreibe bereits den größten online-Medikamentenshop des Landes Lekarna.cz. Auch die Handelsgruppe und Einkaufsgenossenschaft COOP werde demnächst in 50 ihrer Läden frei verkäufliche Arzneimittel anbieten. Als Nebengeschäft hatten bereits Schlecker-Filialen Medikamente im Angebot. Nach der Insolvenz der deutschen Muttergesellschaft werden die tschechischen Schlecker-Läden von der Teta-Drogeriegruppe weitergeführt.
Prag - 15.10.2012, 14:24 Uhr