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Young Lions Gesundheitsparlament
Nicht meckern – klotzen!
Sind vier Apotheken an einer Kreuzung tatsächlich nötig und sinnvoll für ein funktionierendes Gesundheitssystem? Mit diesen und vielen anderen Fragen beschäftigen sich kreative Köpfe im Rahmen des „Young Lions Gesundheitsparlaments“.
Das bundesweite Projekt wurde auf Initiative der Johnson & Johnson-Tochter Janssen-Cilag ins Leben gerufen. Das Parlament funktioniert in Anlehnung an den Deutschen Bundestag. Dabei werden die rund 80 Sitze zur Hälfte von Studenten und zur Hälfte von Berufstätigen besetzt – jeweils mit Gesundheitsbezug. Bei ihrer Arbeit haben die Abgeordneten völlig freie Hand: Ein Online-Portal dient als Arbeitsplattform, ausgetauscht wird per Mail, diskutiert in Web- oder Telefonkonferenzen und die Öffentlichkeit kann sich über einen Facebook-Auftritt beteiligen.
Die Vorsitzenden der fünf Ausschüsse, aus dem das Parlament besteht, und Parlamentspräsident Dr. David Matusiewicz stellten sich heute der Hauptstadtpresse und berichteten unter anderem von der jeweils ganz eigenen Motivation, an einem solchen Projekt mitzuwirken. „In Deutschland wird zu viel gemeckert, ohne dass Lösungen angeboten werden“, erklärte Benedikt Reinhold, Ausschussvorsitzender „Öffentlichkeit“. Dieses Projekt biete ihm die Möglichkeit, über die Schwierigkeiten zu diskutieren und auch etwas zu bewirken. „Es muss doch auch besser gehen“, so Lydia Neubert (Ausschussvorsitzende „dringende Probleme“).
Darüber hinaus kamen erste Ansätze und Diskussionen zur Sprache: Die Probleme, die uns durch den demographischen Wandel erwarten – droht uns ein „Gesundheitsgriechenland“? Heute steht der Patient im Gesundheitssystem eher zwischen den Leistungserbringern – sollte er aber nicht eher im Mittelpunkt stehen und Empfänger der Kommunikation sein? Ein Patient in einem Online-Bewertungsportal gibt an, er habe drei Stunden warten müssen und die wartenden, sich unterhaltenden Patienten hätten genervt – dieser Hinweis beeinflusst Leser, aber sagt er auch tatsächlich etwas über die Qualität des Arztes aus?
Für Matusiewicz, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Medizinmanagement von Prof. Jürgen Wasem, steht außerdem fest, dass eine gewisse „Verschlankung“ des Gesundheitswesens kommen wird. „Das bringt Wettbewerb eben mit sich.“ In den Ausschüssen kam auch die ärztliche Niederlassungsfreiheit zur Sprache – ebenso die der Apotheker. So wurde Matusiewicz zufolge darüber diskutiert, ob vier Apotheken an einer Kreuzung wirklich nötig seien. Und: „Brauchen wir insgesamt so viele Apotheken?“ Könnte nicht auch der Arzt Arzneimittel abgeben? Auf die Ergebnisse dieser und anderer Diskussionen kann man gespannt sein!
Berlin - 25.10.2012, 15:52 Uhr