Sanicare-TV-Spot mit Folgen

Vor-Ort-Apotheker nehmen OTC aus der Sichtwahl

Berlin - 30.10.2012, 11:03 Uhr


Pharmaunternehmen wie Schaper & Brümmer finanzieren die neuen TV-Spots der insolventen Versandapotheke Sanicare mit. Nun drohen erste Apotheker damit, die OTC-Produkte des Herstellers aus der Sichtwahl zu entfernen und stattdessen für Konkurrenzprodukte zu werben. Das Unternehmen versucht, zu beschwichtigen.

Trotz Insolvenz startet derzeit Sanicare TV-Werbespots – zusammen mit namentlich genannten pharmazeutischen Herstellern wie Schaper & Brümmer, die an der Finanzierung der TV-Spots beteiligt sind. Dies missfiel einem Apotheker aus dem bayerischen Ampfing. Er schrieb dem mittelständischen Unternehmen, er und auch etliche seiner Kollegen würden ab sofort alle bis dato gern empfohlenen OTC-Produkte aus dem Hause Schaper & Brümmer (insbesondere Esberitox, Cystinol und Remifemin) „aus der Sichtwahl entfernen und meine Empfehlungen auf Konkurrenzprodukte umstellen“. Darüber hinaus bat er um eine Stellungnahme, wie man bei Schaper & Brümmer die Zusammenarbeit mit der Vor-Ort-Apotheke künftig sehe.

Das Unternehmen reagierte prompt: Man bedauere zwar die Verärgerung über die Marketingmaßnahmen mit Sanicare – und auch die Entscheidung, die eigenen Produkte aus der Sichtwahl zu nehmen. Denn „selbstverständlich legen wir als Unternehmen Schaper & Brümmer größten Wert auf ein gutes, vertrauensvolles Verhältnis zu den niedergelassenen Apothekern vor Ort“. Schließlich sei und bleibe dieser wichtigster Vertriebspartner und eine Versandapotheke könne den Mehrwert durch fachlich kompetente, persönliche Beratung niemals ersetzen. Das Hauptaugenmerk der Marketingaktivitäten liege daher auch seit Jahrzenten bei den Apotheken.

Dennoch arbeitet das Unternehmen seit einiger Zeit auch an Werbestrategien mit Versandapotheken – „allerdings nur zu einem sehr geringen Anteil“, heißt es in der Stellungnahme. Man sei als mittelständisches Unternehmen überhaupt nur im Rahmen von solch „kostengünstigen Kooperationen“ in der Lage, Werbung im Fernsehen zu schalten. Letztlich ist der Werbespot aus Sicht des Unternehmens aber auch zum Vorteil der Vor-Ort-Apotheken: „Wir gehen davon aus, dass sich der TV-Spot positiv auf die Marke Esberitox auswirkt und somit insbesondere auch die Offizinapotheken durch zusätzliche Kundeneinkäufe profitieren.“ Insbesondere weil gerade Esberitox nur einen kleinen Anteil seines Umsatzes über die Versandapotheken erwirtschafte.


Juliane Ziegler