Prophylaxe

Was bringt die langfristige Supplementierung von Vitaminen?

Stuttgart - 06.11.2012, 16:57 Uhr


Die US-amerikanische Langzeitstudie „Physicians’ Health Study II“ hat den Nutzen einer Supplementierung von Vitaminen gegen chronische Krankheiten untersucht. Nun liegen die ersten Ergebnisse vor: Der Nutzen gegen Krebs ist mäßig, während es keinen Nutzen gegen Herz-Kreislauf-Krankheiten gibt.

Die Physicians’ Health Study II lief in zwei Phasen von 1997 bis 2011 als randomisierte, plazebokontrollierte Doppelblindstudie. An ihr nahmen 14.641 US-Ärzte teil, die zu Beginn der Studie mindestens 50 Jahre alt waren (Durchschnitt 64,3 Jahre). Die Probanden der Verum-Gruppe erhielten durchschnittlich 11,2 Jahre lang täglich das Multivitaminpräparat Centrum Silver® (enthält u.a. die Vitamine A, B6, B12 und D), 500 mg Vitamin C und jeden zweiten Tag wechselweise entweder 50 mg Betacarotin oder 400 I.E. Vitamin E. Die Supplementierung von Betacarotin endete jedoch schon 2003 und diejenige von Vitamin C und E im Jahr 2007, nachdem Zwischenauswertungen ergeben hatten, dass sie in keinem Zusammenhang mit der Entstehung bzw. Vermeidung von Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen stehen. Die Probanden der Verum-Gruppe erhielten schließlich nur noch das genannte Multivitaminpräparat.

Nach Abschluss der Studie ergab die Auswertung: Die Probanden der Verum-Gruppe erkrankten durchschnittlich etwas seltener an Krebs. Der Effekt der Supplementierung war mäßig, aber signifikant; die Hazard Ratio betrug 0,92. Dabei war der Effekt der Sekundärprophylaxe (bei Männern, die bereits eine Krebserkrankung überstanden hatten) größer als der Effekt der Primärprophylaxe. Die Auswirkungen auf einzelne Krebsarten waren allerdings unterschiedlich. So zeigte sich bezüglich der Verhinderung des Prostatakarzinoms kein Effekt.

Enttäuschend waren die Ergebnisse hinsichtlich der Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Bei den verschiedenen Symptomen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall gab es praktisch keine Unterschiede zwischen den Probanden der Verum-Gruppe und der Placebo-Gruppe. Insgesamt betrug die Hazard Ratio hier 1,01.

Literatur

Gaziano JM, et al. Multivitamins in the Prevention of Cancer in Men: The Physicians' Health Study II Randomized Controlled Trial. J Am Med Assoc. Epub October 17, 2012.

Sesso HD, et al. Multivitamins in the Prevention of Cardiovascular Disease in Men: The Physicians' Health Study II Randomized Controlled Trial. J Am Med Assoc 2012; 308(17):1751-1760.


Dr. Wolfgang Caesar


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