Europäisches Parlament

Antibiotikaresistenzen - Sinneswandel nötig

Strassburg - 11.12.2012, 15:13 Uhr


Antibiotikaresistenzen sind in Europa auf dem Vormarsch. Heute hat sich das Europäische Parlament mit einer großen Mehrheit für einen verstärkten Kampf gegen diese Entwicklung ausgesprochen. In einer Entschließung fordert es als Sofortmaßnahmen die Entwicklung neuer Wirkstoffe, die umsichtige Verwendung bestehender Mittel und die Verbesserung der Tierhaltung.

Bakterien, die gegen antimikrobielle Wirkstoffe resistent sind, führen in der EU, in Island und in Norwegen zu 25.000 Todesfällen pro Jahr, heißt es in einer Mitteilung des Europäischen Parlamentes. Damit die Resistenzen nicht zu stark steigen, ist Tatkraft gefragt. „Zuallererst müssen wir sicherstellen, dass die Verwendung von Antibiotika für Menschen und Tiere eingeschränkt wird“, erklärte die dänische EU-Parlamentarierin Anna Rosbach, Verfasserin der Entschließung. Aber auch die Lücke zwischen steigender Resistenz und der Entwicklung neuer Wirkstoffe müsse geschlossen werden, indem entsprechende Forschung und Entwicklung stärker gefördert werde. „Wenn wir jetzt keine Maßnahmen ergreifen, könnte die wachsende Resistenz die Heilung von Patienten erschweren und sogar einen Rückfall ins vor-antibiotische Zeitalter zur Folge haben", so Rosbach bei der Debatte vor der Abstimmung.

Das Hauptziel der Strategie müsse darin bestehen, die Wirksamkeit bereits vorhandener antimikrobieller Wirkstoffe zu erhalten, indem sie verantwortungsvoll eingesetzt werden. Voraussetzung dafür sei ein Sinneswandel bei ihrer Verwendung. Dazu sei eine bessere Aus- und Weiterbildung für Ärzte, Apotheker, Tierärzte und Landwirte sowie umfassende Informationskampagnen für die Öffentlichkeit nötig. Sie alle müssten sensibilisiert werden für die Folgen, die mit dem falschen Einsatz antimikrobieller Wirkstoffe einhergehen. Einige Länder haben hier offensichtlich Nachholbedarf. So zählt es auch zu den Forderungen in der Entschließung, dass Antibiotika zur Anwendung am Menschen nicht frei verkäuflich und rezeptfrei zugänglich sein sollten.

Die Europaabgeordneten fordern beispielsweise auch, auf Beipackzettel in hervorgehobener Form einen Hinweis auf die korrekte Einnahme von Antibiotika aufzunehmen. „Es kommt leider immer noch zu häufig vor, dass bei der Einnahme von Antibiotika im Familien- oder Bekanntenkreis nach dem Motto „Hat mir auch geholfen“ verfahren wird“, bemängelt der gesundheitspolitische Sprecher der EVP-Christdemokraten im Europäischen Parlament, Dr. Peter Liese (CDU). Außerdem soll noch deutlicher hervorgehoben werden, dass Antibiotika ausreichend lange genommen werden müssen und nicht nach einer leichten Besserung der Symptome vorzeitig abgesetzt werden dürfen.

Die nicht bindende Entschließung wurde von Europäischen Parlament mit 588 Stimmen verabschiedet. Es gab 16 Gegenstimmen und 23 Enthaltungen. 


Kirsten Sucker-Sket


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