Studie zur Gesundheit

Europa spart – Deutschland nur an Vorsorge

Berlin - 04.01.2013, 11:02 Uhr


Europa gibt weniger für die Gesundheit aus. Wie eine Studie von OECD und Europäischer Kommission zeigt, schrumpften in 2010 die Pro-Kopf-Gesundheitsausgaben in der EU durchschnittlich um 0,6 Prozent. In Deutschland ist die Vorsorge dagegen der einzige Gesundheitsbereich, in dem die Ausgaben sanken.

Besonders die von der Wirtschaftskrise besonders betroffenen Länder senkten ihre Ausgaben. Eine ähnliche Bewegung verzeichnen europäische nicht-EU-Länder (Irland -7,9%, Estland -7,3%, Island -7,1% und Griechenland -6,7%). Zwar soll dies laut Bericht zu keiner Verschlechterung des allgemeinen Gesundheitszustandes der europäischen Bevölkerung geführt haben. „Dennoch können wir uns nicht einfach zurücklehnen“, mahnte EU-Gesundheitskommissar Tonio Borg. Es dauere seine Zeit, bis die Folgen von schwierigen sozialen Verhältnissen und mangelhafter Gesundheitsversorgung sichtbar würden.

Deutschland bewegt sich mit seinen Ausgaben gegen den gesamteuropäischen Trend: Hier sind die Pro-Kopf-Gesundheitsausgaben in 2010 unbeeindruckt von der Wirtschaftskrise gewachsen. Der durchschnittliche Anstieg der Ausgaben hatte in Deutschland zwischen 2000 und 2009 bei 2,0 Prozent pro Jahr gelegen – der Zuwachs im Jahr 2010 betrug inflationsbereinigt 2,7 Prozent. Nur im Bereich der Prävention, also etwa Impfkampagnen oder Aufklärung über gesunde Ernährung, Sport, sowie Alkohol- und Tabakkonsum, sanken in Deutschland die Ausgaben um elf Prozent.

Der Gesundheitszustand in den europäischen Ländern hat sich laut Studie erheblich verbessert, obwohl es nach wie vor große Unterschiede gibt: Die Lebenserwartung bei der Geburt ist in den EUMitgliedstaaten von 1980 bis 2010 um mehr als sechs Jahre gestiegen. Chronische Erkrankungen wie Diabetes, Asthma und Demenz treten immer häufiger auf – entweder weil es bessere Diagnosen oder mehr Grunderkrankungen gibt. So litten in der EU im Jahr 2011 über sechs Prozent der 20 bis 79Jährigen (30 Mio. Menschen) an Diabetes.

Besorgnis äußern OECD und EU-Kommission über aktuelle oder künftige Engpässe bei der Gewährleistung eines angemessenen Zugangs zur Gesundheitsversorgung. Sie ist in allen EUMitgliedstaaten zwar ein grundlegendes politisches Ziel. Aber die Zahl der Ärzte pro Kopf hat sich dennoch seit dem Jahr 2000 in fast allen EUMitgliedstaaten erhöht. Darüber hinaus gibt es in fast allen Ländern inzwischen mehr Fach- als Allgemeinärzte, weshalb sich für bestimmte Bevölkerungsgruppen in vielen Ländern die Frage der Sicherstellung der Primärversorgung stellt. Auch ein möglicher Pflegepersonalmangel gibt aus Sicht von OECD und Kommission Anlass zu Bedenken.


Juliane Ziegler