Gewicht

Leben Dicke länger?

08.01.2013, 10:26 Uhr


Übergewichtige und leicht Fettleibige haben im Vergleich zu Normalgewichtigen eine geringere Sterblichkeit, wohingegen starke Fettleibigkeit mit einer erhöhten Gesamtmortalität assoziiert ist. Das ist das Ergebnis einer Metaanalyse. Es könnte langfristig Therapie- und ­Ernährungsempfehlungen im klinischen Alltag beeinflussen.

Erwachsene mit einem BMI von 18,5 bis < 25 gelten als normalgewichtig. Ab einem BMI von 25 wird man als übergewichtig, über einem Wert von 30 als fettleibig eingestuft. In der Vergangenheit galt Normalgewicht als entscheidender Faktor, die Sterblichkeit durch die sogenannten Zivilisationskrankheiten wie Herz-Kreislauf-Krankheiten, Diabetes und Fettstoffwechselstörungen, aber auch für bestimmte Krebsarten zu reduzieren. In einer aktuellen Metaanalyse wurden 97 Studien ausgewertet. Auf mehr als 2,88 Millionen Teilnehmer kamen ca. 270.000 Todes­fälle verschiedener Ursache. Relativ zu Normalgewichtigen war das Sterberisiko für Übergewichtige leicht reduziert (6%). Auch für Fettleibige mit einem BMI zwischen 30 und 35 war es noch erniedrigt (5%). Ab einem BMI von 35 stieg das Sterbe­risiko dann sprunghaft an: Erwachsene mit einem BMI über 35 haben ein um 29% höheres Risiko zu sterben als Normalgewichtige.

Als Gründe für die reduzierte Sterblichkeit der Übergewichtigen und leicht Fettleibigen, vermuten die Autoren, dass diese Gruppe sich eher in dauernder ärztlicher Behandlung befindet als Personen mit Normalgewicht. Sie wäre dann besser medizinisch versorgt. Außerdem profitiert sie bei manchen Erkrankungen von ihren metabolischen Reserven. Ab einem BMI von 35 überwiegen dann die negativen Effekte der Fettleibigkeit.

Ein Schwachpunkt der Analyse ist sicherlich, dass ausschließlich der BMI in die Bewertung einbezogen wurde. So haben Sportler aufgrund der größeren Muskelmasse häufig einen erhöhten BMI, und auch die Ver­teilung des Körperfetts spielt eine Rolle. Außerdem wurde lediglich die Gesamtsterblichkeit in die Analyse einbezogen. Eine Differenzierung nach Todes­ursachen und Berücksichtung der Morbidität könnte das Ergebnis beeinflussen. Nichtsdestotrotz kann Metaanalysen wie dieser aufgrund  der großen Datenmenge nicht jegliche Bedeutung abgesprochen werden. So könnten sich die Empfehlungen zur Gewichtskontrolle im klinischen Alltag langfristig zumindest für bestimmte Patienten verändern. 

Quelle: Flegal KM et al.: JAMA 2013 Jan 2;309(1):7182


Julia Borsch