Makuladegeneration

ASS und das AMD-Risiko

22.01.2013, 10:42 Uhr


In zwei aktuellen Kohortenstudien mit fast 10.000 Teilnehmern war das Risiko, an einer späten feuchten altersbedingten Makuladegeneration (AMD) zu erkranken, mäßig erhöht, wenn über Jahre niedrig dosierte Acetylsalicylsäure (ASS) zur Kardioprotektion eingenommen wurde.

Demnach gebe es keine Korrelation mit der Einnahmedauer, der Dosis und anderen Formen der frühen und späten AMD. Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben per se ein erhöhtes Risiko, eine neovaskularisierende AMD zu entwickeln, so Herdegen. Der kardiale Nutzen einer ASS-Einnahme übersteige den möglichen Schaden bei weitem.

Laut Herdegen betrifft die Zunahme der Inzidenz nur die seltene späte feuchte altersbedingte Makuladegeneration. Dagegen werden die fünf- bis zehnmal häufigere trockene altersbedingte Makuladegeneration und andere späte Formen der AMD von einer langjährigen Einnahme von Acetylsalicylsäure nicht beeinflusst.

Insgesamt war die absolute Zahl der späten AMD niedrig, im Schnitt ein Fall von 100 ASS-Verwendern. „Gegen eine substanzielle Kausalität sprechen nicht nur der inkonsistente zeitliche Zusammenhang, sondern eine fehlende Dosis-Wirkungs-Beziehung“, meinte Herdegen in der DAZ. Für eine echte Korrelation (nicht für eine Kausalität!) spreche, dass in beiden Studien die ASS-Einnahme den gleichen Subtyp einer späten feuchten neovaskularisierenden AMD betrifft. Eine Kausalität mit der ASS-Einnahme sei damit jedoch noch nicht bewiesen. Offen sei auch, ob andere Inhibitoren der Cyclooxygenasen mit einem AMD-Risiko behaftet sind.

Laut Herdegen ist die Notwendigkeit einer ASS-Einnahme wahrscheinlich ein Surrogat für einen pathologischen Prozess im Hintergrund, der eine Unterform der altersbedingten Makuladegeneration begünstigt. Ältere Patienten mit ASS und Risikofaktoren für AMD sollten sich daher regelmäßig augenärztlich untersuchen lassen.

Quelle: Herdegen, T., et al.: ASS und das AMD-Risiko. Deutsche Apotheker Zeitung 3/2013, S. 30-31.


Dr. Bettina Hellwig