Arzneimittel-Lieferengpässe

KBV für „nationale Arzneimittel-Reserve“

Berlin - 28.01.2013, 15:39 Uhr


Angesichts von Lieferengpässen bei wichtigen Medikamenten spricht sich die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) für den Aufbau einer „nationalen Arzneimittel-Reserve“ aus. Welche Arzneimittel hier wie lange auf Lager gehalten werden sollten, lässt die KBV allerdings bislang offen.

Diese Woche Donnerstag hat das Bundesgesundheitsministerium (BMG) zum Verbändegespräch geladen. Thema sind die in den vergangenen Monaten immer wieder beklagten Lieferengpässe bei Arzneimitteln. Die deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) hatte die Diskussion Ende letzten Jahres mit einem Positionspapier erneut entfacht. In den Kliniken fehlten insbesondere onkologische Arzneimittel, so die Klage. Als Ursache wird vor allem eine zunehmende Konzentration der Produktion genannt.  

Kurz vor dem Treffen im BMG haben jetzt die Vertragsärzte eine Idee eingebracht, wie Lieferengpässen künftig begegnet werden könnte. Nach einem Bericht der Zeitung „Sonntag Aktuell“ sollen Hersteller und Großhandel verpflichtet werden, wichtigste Arzneien vorzuhalten. Diesen Beschluss habe der Arbeitskreis der Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) der Länder letzte Woche in Berlin gefasst, so die Sonntagszeitung.

KBV-Sprecher Roland Stahl bestätigte gegenüber DAZ.online, dass die KV-Vorstände den Vorstand der KBV aufgefordert haben, sich hier politisch im Sinne der Anlage einer nationalen Arzneimittelreserve einzusetzen. „Dieses Anliegen unterstützt der Vorstand voll und ganz“, so Stahl. Über Details – etwa welche Medikamente vorrätig gehalten werden sollten und wie lange – könne die KBV allerdings noch keine weiteren Auskünfte geben. „Die Abläufe müssen noch erarbeitet werden“, so Stahl.

Für Apotheken und Großhandel gibt es bereits verpflichtende Vorgaben zur Vorhaltung ausreichender Lagerbestände: Mindestens für zwei Wochen muss in Krankenhausapotheken und im Großhandel vorgesorgt sein. Öffentliche Apotheken müssen den Bedarf bestimmter Präparate für eine Woche vorrätig halten. Auch die DKG hatte in ihrem Positionspapier moniert, dass es eine entsprechende Regelung für die Pharmaindustrie nicht gebe.

Die Hersteller ihrerseits haben bereits kundgetan, hier keinen Nachbesserungsbedarf zu sehen. Jeder Hersteller sei ohnehin im eigenen Interesse bestrebt, möglichst lieferfähig zu sein, und halte daher in erheblichem Umfang Lagerkapazitäten vor, heißt es in ihrem Positionspapier. Der Verband forschender Pharmaunternehmen (vfa) argumentierte letzte Woche überdies, dass sich Lieferprobleme in der Zeit des Lageraufbaus noch verschärfen könnten. Zudem wäre eine einheitliche Lagerfrist aufgrund der großen Unterschiede bei Ursachen und Ausmaß von Lieferengpässen nicht zielführend – bei Präparaten mit kurzer Laufzeit gar kontraproduktiv.

Mit welcher Position die Arzneimittelkommission der Apothekerschaft am Donnerstag ins Verbändegespräch gehen wird, ist derzeit nicht zu erfahren. Man sei noch in der Meinungsbildung, hieß es auf Nachfrage aus dem Apothekerhaus.


Kirsten Sucker-Sket