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Was tun gegen Lieferengpässe?
BPI: Bevorratung ist nationale Aufgabe
Die Vertragsärzte haben sich angesichts immer wieder zu beobachtender Lieferengpässe bei Medikamenten für eine nationale Arzneimittelreserve ausgesprochen. Der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) kann diesem Vorschlag zwar durchaus etwas abgewinnen – er werfe aber auch eine ganze Reihe Fragen auf.
Grundsätzlich, so räumt der BPI ein, könnte eine nationale Reserve lebenswichtiger Arzneimittel durch unvorhersehbare Ereignisse verursachte Lieferprobleme eine gewisse Zeit ausgleichen. Doch wer zur tatsächlichen Umsetzung der Idee schreiten will, muss zunächst einige Fragen beantworten: Welche Arzneimittel sollten in diese Reserve fallen? Wie soll ein Vorrat angelegt werden, wenn die Wirkstoffe auf dem Weltmarkt nicht verfügbar sind? Wie groß müsste die Reserve sein? Und: Wer verwaltet und finanziert sie?
Henning Fahrenkamp, Hauptgeschäftsführer des BPI, sieht in der Bevorratung mit lebenswichtigen Arzneimitteln eine nationale Aufgabe. Viel würde hier von der konkreten Ausgestaltung abhängen. Der BPI sieht die Gefahr, dass der Vorschlag der KBV „eher unter Symbolpolitik verbucht wird, als dass er tatsächlich eine Lösung für die vorhandenen Lieferengpässe bietet“.
Der BPI betont, dass es viele unterschiedliche Gründe für Lieferschwierigkeiten gibt. Der augenfälligste ist die Globalisierung: Viele Wirkstoffe werden bekanntlich nur noch in China und Indien produziert. Wenn die Wirkstoffe dort nicht lieferbar sind, hat dies weltweit Folgen. Für manche Wirkstoffe, gerade im Bereich der Antibiotika, gibt es sogar nur noch einen einzigen Anbieter, meistens in China. Die Konzentration der industriellen Produktion sei eine Folge des weltweiten Kostendrucks im Gesundheitswesen, heißt es seitens des BPI.
Bei sehr komplexen Wirkstoffen können auch plötzliche Probleme im Herstellungsprozess auftreten, so dass ein Hersteller als Lieferant ausfällt. Dies haben wir in Deutschland etwa gerade beim Grippeimpfstoff Begripal von Novartis Vaccines erlebt. Können andere Hersteller nicht einspringen, etwa weil sie bei der Ausschreibung von Rabattverträgen keinen Zuschlag erhalten und dementsprechend keine Lagerbestände aufgebaut haben, ist ein Lieferengpass möglich.
„Jeder Engpass hat seine eigene Geschichte“, konstatiert Fahrenkamp. „Deshalb fordern wir alle Beteiligten auf, sich an einen Tisch zu setzen, um tatsächliche Lösungsansätze für die Probleme, die zu Lieferengpässen führen, zu finden“. Ein Ansatz sei auf jeden Fall, einen Aktionsplan aufzulegen, der die standortgebundene und mittelständische pharmazeutische Industrie in Deutschland stärkt und damit unabhängiger macht.
Berlin - 29.01.2013, 11:47 Uhr