Deutschland ist gestresst

Stressbarometer steigt an

Berlin - 29.01.2013, 15:27 Uhr


Jeder kennt das: Alles muss sofort, gleichzeitig und trotzdem sorgfältig erledigt werden – der gefühlte Stress in Deutschland nimmt immer mehr zu. Und besonders die Beschäftigten klagen über deutlich stärkeren Druck. Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) sieht daher Handlungsbedarf.

Dem Stressreport zufolge beklagten 43 Prozent der etwa 18.000 befragten Berufstätigen, dass der Stress und Arbeitsdruck in den letzten zwei Jahren zugenommen haben. Dabei wurden Kriterien wie das gleichzeitige Betreuen verschiedenartiger Arbeiten (58%), starker Termin- und Leistungsdruck (52%), ständig wiederkehrende Arbeitsvorgänge (50%), aber auch Arbeitsunterbrechungen (44%) sowie ‚sehr schnell arbeiten müssen’ (39%) besonders häufig genannt.

Ähnliches Bild beim Gesundheitsreport: Jeder vierte der 3,7 Millionen TK-Versicherten gab an, häufig oder ständig unter Stress und Erschöpfung zu leiden. Besonders betroffen sind danach die 46- bis 55-Jährigen (36%). Auch hier fühlen sich vor allem die Berufstätigen stärker unter Druck (30%). Stress lasse sich zwar nicht immer vermeiden, erklärte dazu Wiebke Arps, TK-Beraterin für Betriebliches Gesundheitsmanagement. Die Unternehmen könnten aber viel dafür tun, die gesundheitlichen Ressourcen der Mitarbeiter zu stärken.

Von der Leyen fordert indes Arbeitgeber und Gewerkschaften auf, gemeinsam gegen Stress am Arbeitsplatz zu kämpfen. „Es besteht Handlungsbedarf in unseren Betrieben“, sagte sie bei einer Tagung zu Psychostress im Job. Für das Jahr 2011 seien 59 Millionen Arbeitsunfähigkeitstage wegen psychischer Erkrankungen registriert. Das sei ein Anstieg um mehr als 80 Prozent in den letzten 15 Jahren – und führe zu Produktionsausfällen von sechs Milliarden Euro. „Es kostet richtig viel Geld.“

Die Grünen-Sprecherin für Arbeitnehmerrechte, Beate Müller-Gemmeke, spricht sich für eine Anti-Stress-Verordnung zum Schutz der Beschäftigten vor psychischen Belastungen aus. Gute alters- und alternsgerechte Arbeitsbedingungen müssten im Betrieb endlich die Regel werden. „Arbeit darf nicht auf Kosten der Gesundheit gehen. Und wer Altersarmut verhindern will, der muss dafür sorgen, dass die Beschäftigten gesund bis zur Rente arbeiten können.“


Juliane Ziegler/dpa