TK-Ernährungsstudie

Essen wird immer nebensächlicher

Berlin - 22.02.2013, 14:21 Uhr


„Viele Menschen haben das Essen verlernt – sie können nur noch schlucken“, sagte vor einigen Jahren der französische Meisterkoch Paul Bocuse. Obwohl Essen essenziell ist, scheint die eigene Ernährung immer mehr zu einer Nebensache zu werden. Das zeigt eine aktuelle Studie der Techniker Krankenkasse. Danach fällt es Berufstätigen immer schwerer, eine gesunde Ernährung mit der Arbeit zu vereinbaren.

Die Ernährungsstudie „Iss was, Deutschland?“ bestätigt einerseits, was allgemein bekannt ist: Frauen achten mehr als Männer auf eine gesündere Ernährung. 74 Prozent gaben an, mehrmals täglich Obst und Gemüse zu essen (Männer: 54%), 48 Prozent versuchen, Ernährungssünden am nächsten Tag auszugleichen (Männer: 34%),  – allerdings essen 40 Prozent auch mal aus Frust oder Stress (Männer: 21%). Auch junge Erwachsene und Geringverdiener achten beim Essen weniger auf ihre Gesundheit. Die älteren Bundesbürger in Deutschland ernähren sich am gesündesten.

Die Studie zeigt aber auch, dass das Problem nicht mangelndes Bewusstsein für gesunde Ernährung ist: Die Hälfte der 1.000 Befragten gab an, für eine gesündere Ernährung insbesondere Zeit und Ruhe zu benötigen. „Ernährung muss in unserem Alltag wieder mehr Raum bekommen“, erklärte Dr. Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der TK. Die Kasse fordert daher noch mehr Gesundheitsförderung im Alltag. „Wir müssen die Leute dort erreichen, wo sie wirklich essen“, so Baas – auch wenn das ein mühsamer und langer Weg sei. Der TK-Chef sieht dabei alle gefordert: Staat, Krankenkassen, Unternehmen, Schulen, Länder und Gemeinden, Ärzte ‒ aber auch jeden Einzelnen.

„Es geht darum, Verantwortung für die Gesundheit des eigenen Körpers zu übernehmen“, so Ernährungsmedizinerin Dr. Ute Gola. Die Leiterin des Berliner Instituts für Ernährung und Prävention setzt daher darauf, möglichst früh und direkt auf die Lebenssituation der Menschen einzuwirken. Denn Prävention bedeute im Bereich der Ernährung, Bedingungen zu schaffen, die es ermöglichen, im Alltag gesund und mit ausreichend Zeit zu essen. Baas betonte auch, die TK begrüße das Präventionsgesetz, wie es derzeit geplant sei. Darin ist vorgesehen, die für Präventionsleistungen der Krankenkassen vorgesehenen Mittel anzuheben – unter anderem für die betriebliche Gesundheitsförderung.


Juliane Ziegler