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Nebenwirkungen von Diclofenac
Alternativen sind nicht in jedem Fall besser
Aktuell wird wieder einmal vor gefährlichen Nebenwirkungen von Schmerzmitteln gewarnt. Im Fokus stehen diesmal die kardiovaskulären Risiken von Diclofenac. Als risikoärmere Alternative wird Naproxen angepriesen.
Hintergrund ist eine Studie, in der das kardiovaskuläre Risiko nichtsteroidaler Antiphlogistika im Zusammenhang mit den Verkaufszahlen beurteilt wird. Dabei wurden die Verkaufszahlen in 15 Ländern analysiert und mit 100 nationalen Empfehlungslisten und der WHO-Liste für die nötigsten Medikamente verglichen. Während die WHO nur drei Wirkstoffe, nämlich ASS, Ibuprofen und Paracetamol empfiehlt, führen 74 Länder auch Diclofenac auf ihren Empfehlungslisten.
Bei den Verkaufszahlen der 15 untersuchten Länder ist Diclofenac mit weitem Abstand Spitzenreiter. Die Autoren der Studie kommen zu dem Ergebnis, dass ohne nachvollziehbaren Grund noch immer diejenigen Wirkstoffe mit dem höchsten Risiko übermäßig angewendet werden. Statt Diclofenac solle demnach bevorzugt Naproxen aufgelistet werden.
Diese Studie wurde auch von den deutschen Publikumsmedien aufgegriffen. Dabei wurde moniert, dass auch in Deutschland die schon lange bestehenden Sicherheitsbedenken gegen Diclofenac ignoriert würden. Naproxen als sicherste Alternative werde auch hierzulande kaum verordnet.
Herdegen kritisiert, dass in der aktuellen Studie Diclofenac dosisunabhängig ein hohes kardiovaskuläres (CV) Risiko unterstellt werde. Ausgeblendet würden hingegen andere Aspekte, wie das gastrointestinale Risiko oder die Wirksamkeit.
Das so stark empfohlene Naproxen habe laut Herdegen ein hohes Risiko für Schäden am Gastrointestinaltrakt. Diese Schäden treten in einer Größenordnung von 5 bis 10 % auf, davon 1 bis 10% letal. Sie sind damit wesentlich häufiger als CV-Ereignisse (1 auf 100 Patientenjahre). Die Einnahme von Naproxen bringe keine höhere Sicherheit, so Herdegen in der DAZ. Zudem sei unter Naproxen das Blutungsrisiko höher und wegen seiner längeren Halbwertszeit auch das für Nierenschäden.
Den vollständigen Kommentar lesen Sie in der DAZ 2013;153(8):34-35.
Quelle: Prof. Dr. med. Thomas Herdegen, Kiel: DAZ 2013;153(8):34-35.
05.03.2013, 13:48 Uhr