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Gesunde Scheide – gesunde Schwangerschaft
Vaginale Infektionen und ihre Bedeutung für Schwangerschaft
Die Vaginalflora der fortpflanzungsfähigen Frau ist ein Ökosystem, das von unterschiedlichen Laktobazillus-Arten mit pH-Werten um 4 dominiert wird. Prof. Dr. Werner Mendling, Wuppertal, forderte auf der Interpharm in Hamburg Frauen auf, zweimal pro Woche ihren pH-Wert zu kontrollieren, denn eine von Beginn der Schwangerschaft intakte Laktobazillus-Flora bietet einen guten Schutz vor Frühgeburten.
Als wichtigste Störung dieser Flora gilt die bakterielle Vaginose, die bei kaukasischen Frauen mit etwa 20% Häufigkeit auftritt und für die Frau am unangenehmen Geruch des Fluors erkennbar ist. Der pH-Wert ist auf 4,5 bis 5,5 erhöht. Hier sind besonders H2O2-bildende Laktobazillen vermindert und die vaginaltypischen Bakterien Gardnerella vaginalis und Atopobium vaginae vermehrt und bilden am Vaginalepithel einen polymikrobiellen adhärenten Biofilm. Dieser ist derzeit mit der leitliniengerechten Therapie (Metronidazol oral oder vaginal, Clindamycin Gel, auch Nifuratel oder Dequaliniumchlorid vaginal) nicht zu beseitigen, obwohl fast immer klinisch, mikroskopisch und durch den pH-Wert Heilung vorgetäuscht wird. Es kommt oft zu Rezidiven (ca. 30% nach drei Monaten, ca. 60% nach sechs Monaten).
Wenn zur Rezidivprophylaxe über mehrere Wochen Laktobazillen vaginal oder oral täglich oder zweimal pro Woche und nach jedem Geschlechtsverkehr zugefügt werden, wird die Rezidivquote in placebokontrollierten doppelblinden Studien signifikant um etwa 50% reduziert. Zur Unterstützung können auch ansäuernde Vaginalia gegeben werden.
Die bakterielle Vaginose und alle anderen Störungen der Vaginalflora, die eine Reduzierung der Laktobazillen zur Folge haben, führen zur Erhöhung der Frequenz von besonders frühen Frühgeburten, außerdem zu infektiösen Komplikationen im Wochenbett und perinatal zur Infektmorbidität des Neugeborenen. Mendling wies darauf hin, dass eine von Beginn der Schwangerschaft andauernde Laktobazillus-Flora den besten Schutz vor Frühgeburten bietet und außerhalb der Schwangerschaft vor aszendierenden Infektionen. Frauen können mit in der Apotheke erhältlichen pH-Messstreifen selbst zweimal pro Woche ihren pH-Wert kontrollieren und, sollte er über 4,5 liegen, den Arzt um mikroskopische Kontrolle des Vaginalinhaltes bitten.
Hamburg - 15.03.2013, 12:46 Uhr