Wirtschafts-Interpharm

securPharm: Mitstreiter dringend gesucht

Hamburg - 18.03.2013, 11:06 Uhr


Seit Jahresbeginn läuft in Deutschland das securPharm-Projekt. Entsprechend den Vorgaben der EU-Fälschungsrichtlinie soll es davor schützen, dass gefälschte Arzneimittel in die legale Lieferkette gelangen. Nun gilt es Erfahrungen zu sammeln: 150 Apotheken beteiligen sich bereits – doch es werden noch mehr gesucht.

2017 wird sich keine Apotheke mehr der Echtheitsprüfung bestimmter Arzneimittel entziehen können – so sehen es die Vorgaben aus Europa vor. Was erwartet die Pharmazeuten? Wird das neue System die Kundebeziehungen erschweren? Und welche finanziellen Belastungen wird es mit sich bringen? Diese und andere Fragen stellte DAZ-Redaktionsmitglied Thomas Müller-Bohn bei einer Diskussionsrunde im Rahmen der Wirtschaft-Interpharm.

Noch wird in Europa an den Feinheiten der Sicherheitsmerkmale gearbeitet. Details zu den bereits in Kraft getretenen Regelungen soll die Europäische Kommission in so genannten delegierten Rechtsakten bestimmen. Und auf eben diese will securPharm positiven Einfluss nehmen. Hersteller, Großhändler und Apotheker haben die Befürchtung, dass die Kommission wenig praktikable Entscheidungen treffen könnte, wenn sie keine Unterstützung aus der Praxis bekommt: „Wir wollen kein System, das uns von Theoretikern übergestülpt wird“, betonte Lothar Jenne von der Max Jenne Arneimittel-Großhandlung KG. Die deutschen Verbände wollen vielmehr eine Lösung aus der Praxis entwickeln und für diese bei der Kommission werben.

Doch dazu bedarf es weiterer Mitstreiter. „Wir brauchen Sie dringend, damit wir Erfahrungen sammeln können“, so der Appell von Martin Weiser, Hauptgeschäftsführer des Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH) an die Apotheker. Gelockt wird derzeit mit einer Kostenbeteiligung bei der Anschaffung der Scanner. 50 Euro pro Scanner (maximal zwei) werden den ersten 500 Teilnehmern erstattet, sobald sie die erste Arzneimittelpackung abgegeben haben, die am Projekt teilnimmt. Auch weitere Softwarehäuser werden in der Modellphase noch gesucht. Bislang eignen sich einzelne Systeme von fünf Softwarehäusern für die Projektteilnahme. Aber es müssen auch mehr Packungen werden, am besten Schnelldreher, betonte Dr. Peter Homann, Vorsitzender des Hessischen Apothekerverbands. Bisher gibt es seitens der Industrie 25 beteiligte Unternehmen – davon machen jedoch nur zwei in nennenswertem Umfang mit. Insgesamt sind bisher 85 Pharmazentralnummern für das Projekt verzeichnet.

Befürchtungen, das neue System könnte im Apothekenalltag ein zusätzliches Hindernis im Kontakt zum Patienten sein, zerstreute Dr. Reinhard Hoferichter von Sanofi-Aventis und Sprecher des securPharm-Vorstands. Das Scannen des neuen Data-Matrix-Codes gehe schnell und problemlos; für die Patienten werde sich am Ablauf kaum etwas ändern. Zudem: securPharm hat nicht zuletzt den Zweck, in seiner Projektphase Schwächen in der Praxis aufzuspüren, diese mitzuteilen und zu beheben. Auch Kosten brauchen die Apotheken den securPharm-Beteiligten zufolge nicht zu fürchten. Rund 700 Millionen Rx-Arzneimittel gebe es im deutschen Markt, erklärte Hoferichter. Ein Arzneimittel werde rund drei bis fünf Cent teurer. Das meiste davon trage die Industrie.

Auch Konkurrenz fürchten die Projektbeteiligten nicht – nirgendwo sonst in Europa laufe ein Projekt wie securPharm. Doch damit die Praxiserfahrungen die EU-Kommission wirklich überzeugen können, müssen viele mitmachen.


Kirsten Sucker-Sket


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