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Zoll-Jahresbilanz 2012
Arzneischmuggel nimmt zu
Der illegale Handel mit Arzneimitteln beschäftigte die Zollfahndungsbehörden auch 2012 mit am meisten: Wie schon in den Vorjahren habe man in Baden-Württemberg insbesondere im Bereich der Arzneimitteldelikte steigende Zahlen verzeichnet, meldet die Zollfahndung Stuttgart. Fritz Becker, Präsident des Landesapothekerverbandes Baden-Württemberg, reagierte besorgt.
Zu Beginn des Jahres 2012 wurde nach Meldung der Stuttgarter Behörde ein europaweit agierender Anabolikahändler in Griechenland festgenommen. Dabei wurden weit über 100.000 Dopingsubstanzen sichergestellt. Der Mann hatte über zehn Jahre mit Millionen von Tabletten einen Umsatz von mehreren Hunderttausend Euro illegal erwirtschaftet. Die Anklageerhebung wird in Griechenland erfolgen, weil die Behörden dort auch die weiteren Ermittlungen führen.
Auch Verstöße gegen das Arzneimittelgesetz hielten die Zollfahnder während des gesamten Jahres in Atem. Zwar seien die absoluten Sicherstellungszahlen wegen eines Großverfahrens im Jahr zuvor – das für Rekordzahlen sorgte – zurückgegangen, erklärt der Zoll. Die Zahl der eingeleiteten Ermittlungsverfahren sei aber um knapp 20 Prozent auf 165 gestiegen. Gerade im Bereich der Dopingsubstanzen wurde ein erheblicher Anstieg verzeichnet (über 44.000 Tabletten, 615 Ampullen, zwei Kilogramm Grundstoffe). Beschlagnahmt wurden außerdem 17.000 Tabletten und 14 Liter an sonstigen Arzneimitteln, insbesondere Lifestyleprodukte wie Potenz- und Schlankheitsmittel.
„Ich nehme besorgt die aktuellen Meldungen der Zollfahndung in Baden-Württemberg zur Kenntnis, die über eine steigende Zahl von gefälschten oder illegal vertriebenen Arzneimitteln berichten“, erklärte Becker dazu. Auch die Fachärzte für innere Medizin hätten erst jüngst vor Arzneimittelfälschungen aus dem Internet gewarnt: Jedes zweite Medikament, das im Internet bestellt werde, sei gefälscht. „Wir teilen als Apothekerschaft die Sorge um die Sicherheit der Patientinnen und Patienten bereits seit vielen Jahren“, so Becker weiter. Es sei für Laien kaum zu erkennen, ob ein Arzneimittel gefälscht sei und vielleicht gesundheitsschädliche Stoffe oder auch überhaupt keine Wirkstoffe enthalte.
Der DAV-Chef betonte in diesem Zusammenhang erneut die Bedeutung des Projekts „securPharm“, das von Verbänden der Arzneimittelhersteller, Großhändlern und Apothekern in Deutschland entwickelt wurde und zu Jahresbeginn anlief. Jede Packung trage nach diesem System eine Seriennummer, codiert in einem quadratischen Data-Matrix-Code, die jede einzelne Packung rückverfolgbar mache, so Becker. Doch das Projekt benötigt noch weitere Mitstreiter: „Wir brauchen Sie dringend, damit wir Erfahrungen sammeln können“, erklärte Martin Weiser, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Arzneimittel-Hersteller im Rahmen der Interpharm.
Stuttgart/Berlin - 10.04.2013, 10:59 Uhr