H7N9-Virus

Pflanzliches Virustatikum boomt in China

Beijing - 12.04.2013, 15:07 Uhr


Das Vogelgrippevirus H7N9 fordert nicht nur Menschleben. Da die Bevölkerung sich vor einer Infektion fürchtet, schädigt es auch bestimmte Branchen der chinesischen Wirtschaft. Nutznießer der verunsicherten Chinesen sind hingegen einige Hersteller von Arzneimitteln und Gummihandschuhen.

Am stärksten leiden Landwirte, die Geflügel und Eier produzieren, sowie die damit zusammenhängende Lebensmittelindustrie, der Handel und die Gastronomie unter der Furcht vor dem H7N9-Virus. Obwohl Infektionen bisher nur in Shanghai und den drei benachbarten Provinzen Jiangsu, Zhejiang und Anhui aufgetreten sind, meiden auch viele Einwohner in der 1000 km entfernten Hauptstadt Beijing Eier und Geflügel. Die Furcht vor einer Infektion zieht auch das Hotelgewerbe und die Verkehrsbetriebe in Mitleidenschaft. Auch der Weltmarktpreis von Sojabohnen sinkt, weil sie ein Hauptfuttermittel des Geflügels sind und der Bedarf in China zurückgeht. Die SARS-Epidemie vor zehn Jahren hatte China zwei Prozentpunkte Wirtschaftswachstum gekostet. Wie gefährlich H7N9 für die Bevölkerung ist und wie es sich auf die Wirtschaft auswirken wird, ist derzeit noch offen.

Während viele Chinesen sich vor einer drohenden Infektion und Erkrankung mit der Färberwaidwurzel zu schützen suchen, bevorzugen andere das Fertigpräparat Lianhua Qingwen (auf Deutsch: Lotusblüte, die die Epidemie reinigt). Der blumige Name verrät nichts über die Inhaltsstoffe der in Kapseln verpackten Zubereitung: Es sind Forsythienfrüchte, Geißblattblüten, Ephedrakraut, bitterer Aprikosenkern, Gips, Färberwaidwurzel, Wurmfarnwurzelstock, Houttuynia-Kraut, Patchoulikraut und Rhabarberwurzel. Nach Angaben des Herstellers hat die Zubereitung u.a. bei Mäusen, die mit Influenzaviren infiziert waren, die Lungenfunktion verbessert. In-vitro-Test sollen gezeigt haben, dass das Mittel das Wachstum zahlreicher Viren und Bakterien hemmt. Der Aktienkurs des Herstellers Yiling Pharmaceutical Group soll in diesen Tagen stark gestiegen sein.


Dr. Wolfgang Caesar